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9. März 2007, 00:00 Interview

Roger Cicero

Silvan Gertsch - Der Swing-Star Roger Cicero wird am diesjährigen Grand-Prix unseren DJ Bobo konkurrenzieren. Im Interview spricht Cicero über 'Männersachen', Frauen im Publikum und 'Murphys Gesetz'. Gibt es für einen Mann eine bessere Möglichkeit, eine Frau kennenzulernen, als an ein Konzer...

Der Swing-Star Roger Cicero wird am diesjährigen Grand-Prix unseren DJ Bobo konkurrenzieren. Im Interview spricht Cicero über 'Männersachen', Frauen im Publikum und 'Murphys Gesetz'.

Gibt es für einen Mann eine bessere Möglichkeit, eine Frau kennenzulernen, als an ein Konzert von dir zu kommen?

Oh, das habe ich natürlich noch nie ausprobiert. Ich weiss gar nicht, ob das so gut klappt. (lacht) Gestern waren sehr viele Frauen da. Und vor allem sehr viele hübsche Frauen. Ich war angenehm überrascht. Oder besser gesagt, ich war nicht überrascht, es war einfach angenehm.

Stehen an deinen Konzerten mehr Frauen als Männer im Publikum?

Ich weiss das gar nicht. Aber ich gucke natürlich immer mehr auf die Frauen, deshalb fallen mir die mehr auf. Aber ich denke das ist immer etwa Halbe-Halbe.

Dein Album heisst „Männersachen“. Damit müsstest du ja das starke Geschlecht mehr ansprechen.

Es geht halt so um die Freuden und Leiden des Mannes an sich. Der Titel sollte eigentlich auch gar nicht nur die Männer ansprechen. Der ursprüngliche Vorschlag war, dass das Album nur „Männersache“ heissen soll. Den Ansatz fand ich gut, aber ich wollte es lieber „Männersachen“ nennen. Es handelt davon und ist definitiv keine Männersache.

Im Song „Kompromisse“ singst du über das Geheimnis deines Glücks. Kennst du auch das Geheimnis deines Erfolges?

Das ist immer schwierig selber auszudrücken. Ich freue mich einfach, dass das so aufgeht und dass wir die Leute mit dem erreichen, was uns selber auch so viel Freude bereitet. Wir haben alle wahnsinnig Spass an dem Projekt. Und alle in der Band sind gute Freunde von mir, mit denen ich schon viele Jahre zusammen arbeite.

Du sprichst von einem Projekt?

Naja, das ist natürlich eine längerfristige Sache. Projekt ist halt einfach nur so ein Wort. Ich habe in meinem Leben schon so Einiges gemacht. Deshalb schleichen sich solche Begriffe einfach ein. Aber es ist natürlich mehr als nur ein Projekt, das stimmt.

Denkst du auch schon an ein zweites Album?

Es wird definitiv ein zweites Album geben. Das wissen wir jetzt schon.

Hast du einen Tipp für einen Schweizer, der auf Schweizerdeutsch swingen möchte?

Auf Schweizerdeutsch swingen? Wow! Das ist sehr, sehr schwierig. Das ist schon im Deutsch schwierig, weil die deutsche Sprache recht hart ist. Und im Schweizerdeutschen ist das noch viel extremer. Ich hab mich damit natürlich noch nie so genau auseinandergesetzt, aber ich denke da insbesondere an das harte „K“, wie bei „Kukikäschtli“. Das sind sängertechnisch gesprochen viele Töne, die ganz weit unten sind. Als Sänger bemüht man sich dagegen, die Vibration vorne zu halten. Das ist im Schweizerdeutschen bei einzelnen Wörtern einfach nicht möglich.

Hast du mit deinem Texter lange zusammen sitzen müssen, bis die Texte perfekt umgesetzt waren?

Nein, das ging recht schnell. Frank Ramond (der Texter) hat ein unheimlich gutes Gespür. Und sein Wortwitz liegt mir sehr. Deshalb kann ich mich dort gut reinversetzten und es gut rüberbringen. Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können (lacht). Bei der ganzen Produktion gab es glaube ich nur einen Song, der vom Text und von der Komposition her nicht klappte. Sonst ging alles total fliessend.

Hast du auch aktiv mitgewirkt?

Ja, wenn sie mich ins Studio geholt haben. Die Demos waren teilweise sehr vage Gerüste. Die Texte standen zwar schon, aber die Melodie war teilweise noch nicht so ausgefeilt. Deshalb musste ich die Melodien nach meinem Gusto noch ein bisschen anpassen.

Erkennst du dich in den Texten wieder?

Natürlich. Diese Auswahl musste ich schon vorher treffen. Teilweise ist es natürlich überspitzt und übertrieben und ironisch. Aber wenn da nicht Facetten in jedem Song wären, die ich so auch von meiner Person her kenne, dann könnte ich das auch nicht singen.

Du bist in einer musikalischen Familie aufgewachsen. War es für dich von Anfang an klar, später in diese Richtung zu gehen?

Von Anfang an nicht. Meine Eltern wollten ja zuerst so ein kleines Wunderkind mit mir heranzüchten und da habe ich mich schon als Fünfjähriger dagegen gewehrt. Mit vier haben sie mich in den Klavierunterricht gesteckt und ein Jahr später habe ich mich so dagegen gewehrt, dass meine Mutter mich wieder rausgenommen hat. Als ich zehn war gabs dann noch einmal eine Familiensitzung, ob ich nicht doch noch einmal ein Instrument spielen möchte. Ich habe mich dann für die Gitarre entschieden und hatte Glück, dass ich einen ziemlich lockeren Gitarrenlehrer hatte. Das hat mir den Spass zur Musik wieder gebracht.

Du hast Musik studiert...

In Holland habe ich Jazzmusik studiert und im Hauptfach Gesang. Dort erlernt man das Handwerk. Ich kann beispielsweise eine Kadenz analysieren. Für die Bühnenpräsenz hilft das nicht zwingend. Diese entwickelt sich durch die jahrelange Bühnenerfahrung.

Wann bist du zum letzten Mal mit Murphys Gesetz in Berührung gekommen, wie du es im gleichnamigen Song besingst?

Gestern, als ich mich während der Show umgezogen habe, ist mir der Knopf meiner Hose abgegangen. Ich hab sie aber trotzdem angezogen, weil ich einen Gürtel dabei hatte (lacht). Das war Murphys Gesetz!

Ist ein Konzert in der Schweiz geplant?

Noch nicht. Wir wollen aber unbedingt auch in der Schweiz spielen. Einzig der Termin fehlt noch.

Deine Big-Band ist ein zusammengewürfelter Haufen, oder?

Wir haben einen Luxemburger, einen Bayer, ein paar Hamburger und der Rest sind alles Hannoveraner. Lutz, dem Arrangeur und Big-Band-Leiter bin ich bei einem Job über den Weg gelaufen. Mich haben schon vorher alle gewarnt, dass er ein Pianist sei, den ich lieben werde. Und ihm haben sie das gleiche über mich gesagt. Zuerst dachte ich, was das für ein komischer Typ sei. Aber mit jedem Takt, den er gespielt hat, stieg meine Begeisterung. Das war der Beginn einer langen musikalischen Freundschaft. Kurz darauf rief er mich an, um mich für einen anderen musikalischen Job zu buchen. Wir haben dann immer wieder zusammen gearbeitet. Irgendwann rief er mich dann an, um eine kleine Big Band zu gründen. Er wollte das aber nur machen, wenn ich singe. Das war vor drei Jahren. Wir brauchten dann eine Band – und das Schöne ist, dass sie keine volle Big-Band-Besetzung sind. Es ist transparenter, aber man hat trotzdem den vollen Klangkörper, wenn man ihn braucht.

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Quelle: Fotos: Frank Eidel (Link)
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