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6. Dezember 2010, 16:08 CD / Vinyl

My Chemical Romance – Danger Days: The True Lives Of The Fabulous Killjoys – 2010

students Redaktion - Vier Jahre und unzählige, unnötige Emowitze nach ihrem Meisterwerk “The Black Parade” haben MCR den Patienten endgültig begraben und sind mit einem lebensbejahenden Album zurück – „louder than God’s revolver, and twice as shiny“.Geblieben sind die eingängigen Mel...

Vier Jahre und unzählige, unnötige Emowitze nach ihrem Meisterwerk “The Black Parade” haben MCR den Patienten endgültig begraben und sind mit einem lebensbejahenden Album zurück – „louder than God’s revolver, and twice as shiny“.Geblieben sind die eingängigen Melodien, Gerard Ways eindringlicher Gesang, Erfolgsproduzent Rob Cavallo und ein ausgeklügeltes Konzept als roter Faden.

Diesmal ist es nicht der Kampf gegen den Tod, der thematisiert wird, sondern derjenige der vier „Killjoys“ Fun Ghoul, Jet-Star, Party Poison und Kobra Kid (Alter Egos der vier Bandmitglieder) gegen das Böse in einer futuristischen Gesellschaft. Ein Kampf, der nicht wie auf „The Black Parade“ mit der finalen Resignation endet, sondern einer, der mit unermüdlicher Energie und jeder Menge Spass (sic!) immer weiter geführt wird, angeführt vom fiktiven Radio-DJ Dr. Death Defying, verkörpert von Mindless Self Indulgence-Gitarrist Steve Montano, dessen Moderationen in drei Intermezzos die Songabfolge unterbrechen bzw. sie einleiten.

Ein tanzbarer, partytauglicher Aufstand wird auf „Danger Days“ zelebriert – unmittelbar packende Rhythmen und Singalong-Refrains wie in „Na Na Na“, „Planetary (GO!)“, „Vampire Money“ oder „Party Poison“ liessen ohne das Hintergrundswissen niemals auf das düstere Zukunftsszenario schliessen, in welchem sie von MCR angesiedelt wurden. Gerade der Letztgenannte – musikalisch wie für den Dancefloor geschaffen, textlich bis zum Schluss eher düster – spielt mit dem Paradoxon in einer qualvollen Zeit Spass zu haben. „This ain’t a party, get off the dancefloor“, schreit Way im Refrain aus voller Seele, während ihn die Band mit aller Kraft vom Gegenteil zu überzeugen versucht, bis er schliesslich in der letzten Strophe einlenkt, von „off“ auf „on“ schaltet, und sich dem befreiten Feiern hingibt. Freude und Liebe überleben im Angesicht der Dunkelheit – eine der Hauptaussagen dieses neuen, mittlerweile vierten Werks der Band.

Eindrücklichstes Beispiel für diese Aussage und zugleich einer der besten Songs auf dem Album, ist das musikalisch eher sanft gehaltene „Summertime“, eine entzückende Liebeserklärung, nahe am Kitsch und doch niemals diese prekäre Grenze überschreitend. „Until we find our way in the dark and out of heart / You can run away with me / Anytime you want“, singt Gerard Way, der Romantiker, hier über eine wenn auch simple so doch perfekt passende Melodie, die den Hörer sofort gefangen nimmt. Eine wichtige Botschaft, verpackt in einen grossartigen Song – was will man mehr?

Nebst oben erwähnten Partykrachern und dem bezaubernden „Summertime“, wissen zwei weitere Songs besonders zu gefallen: der aggressivste Track „Destroya“, der mit geradezu hypnotischem Tribaldrumming und intensivem Geschrei – für einen Moment denkt man an Rage Against The Machine – überzeugt, sowie das melodische Glanzlicht „S/C/A/R/E/C/R/O/W“, bei dem man die geschwenkten Feuerzeuge und Handylichter an den Konzerten schon beinahe spüren kann. Alles in allem haben MCR mit „Danger Days“ wiederum ein fantastisches Album abgeliefert, das „The Black Parade“ in Sachen Songqualität zwar nicht übertrifft, dafür aber mit einem ebenso cleveren Konzept aufwartet, eine technisch gereifte Band zeigt und schlicht jede Menge gute Laune verbreitet.

Autor: Marino Ferri

Kommentare
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jackman
jackman 07.12.2010 um 19:55
jede Menge gute Laune verbreitet auch diese Album-Kritik. Gefällt mir!!