Was tut man gegen Flugangst? – Christina Stürmer im Kaufleuten
Patrick Holenstein - Am Montag hat Christina Stürmer im Kaufleuten ihre aktuelle Tour eröffnet. Mit Leichtigkeit konnte sie den Saal für sich gewinnen und hat mit ihren Songs, aber auch durch ihre Bühnenpräsenz, überzeugt. Mit Zeitlupe starteten Christina und ihre Band in den fast zweistündige...
Mit Zeitlupe starteten Christina und ihre Band in den fast zweistündigen Abend. Blue Jeans, weisses T-shirt und Turnschuhe trug Christina, wirkte nahbar und sympathisch, fast wie das Klischee der netten Nachbarstochter. 2003 erreichte sie mit genau diesem Image und mit Ich lebe die erste Platzierung in den Hitparaden und seither war Christina fleissig auf Konzertbühnen anzutreffen. Auch beim jüngsten Schweizer Konzert zeigte sie einen Überblick über ihre Karriere. Von Stücken der neuen CD, Nahaufnahme, wie Wir leben den Moment oder Warum, über kleine Perlen wie Spiegelbild oder Juniherz, bis zu den bekannten Singlehits wie Ich kriege nie genug oder Engel fliegen einsam war alles dabei.
Auch wenn musikalisch gesehen nicht jedes Stück Potential für die Musikgeschichte hat, so stimmt bei Christina Stürmer das Gesamtpaket. Es gibt wenige Künstler, gerade im deutschsprachigen Raum, die so viel Freude und Charisma versprühen, wenn sie auf der Bühne stehen, und denen man uneingeschränkt glaubt, dass sie ihren Traum leben. Christina liess das Publikum aber auch teilhaben, verteilte strahlend Schokoladen-Nikoläuse im Publikum – schliesslich war ja der 6. Dezember - oder erzählte, dass sie mitten in einem Seminar gegen Flugangst stecke und auch musikalisch etwas dagegen tun möchte. Ob das Lenny Kravitz-Cover Fly Away da hilft, sei dahingestellt, seine Wirkung hat das Stück nicht verfehlt.
„Zürich hat gewählt“, begann Christina im letzten Viertel der Show einen Satz. Offenbar konnten Fans im Vorfeld auf der Homepage aus einigen Stücken ihren Favoriten wählen. Nach einer kurzen Kunstpause fuhr sie fort: „Es ist Gegen den Wind geworden.“ Nett. In Erinnerung bleiben wird von diesem Abend aber eher Mama (Ana Ahabak). Die Ballade, die sich auf den damals, als die Single erschien, drohenden Irak-Krieg bezieht und die Geschichte eines Kindes im Krieg erzählt, hat wenig von der Intensität und Kraft verloren, die die Ballade schon beim Release gehabt hat. Christina Stürmer singt das Stück heute, so hat man den Eindruck, hingebungsvoll wie nie.
Mit Leichtigkeit hat es Christina geschafft, das Kaufleuten zu begeistern, die Stimmung im Saal war sehr angenehm und auch die Songauswahl, eine gekonnte Mischung aus Balladen und schnelleren Songs, hat bestens gepasst. Wer nicht dabei war, bekommt laut Stürmer im April wieder eine Chance: „Es könnte sein, dass ihr mich im April auf Solothurns Strassen trefft. Wir spielen dort zum ersten Mal und ich schau mir den Ort sicher an.“
Bilder von www.christinaonline.at.