Meshuggah - ObZen
Simon Knopf - Während Meshuggah in der Metalgemeinde einen schon fast allmächtigen Gottesstatus erlangt haben und für manche auch eine Fields-Medaille für ausserordentliche Verdienste in der Mathematik verdient hätten, werden Musikliebhaber anderer Stilrichtungen von Meshuggahs Musik brut...
Denn auch in ObZen gelingt den fünf Schweden die Kombination von brachialem, komplexem Metal mit teilweise ruhigeren Passagen und amelodisch anmutenden Gitarrensoli. Den Vorwurf des Stillstandes müssen sie sich dabei nicht gefallen lassen. Speziell zu erwähnen sind dabei das etwas an Tool erinnernde Combustion, in welchem sie bewusst auf ihre 8-saitigen Gitarren verzichten, und Dancers to a disdordant System, in welchem man sich während den ersten Sekunden fast auf einer „The Mars Volta“-Scheibe wähnt. Doch auch in den anderen Songs wird man in gewohnt souveräner Manier mit brachialen Riffs, vertrackter Rhythmik und rabiatem Geschrei konfrontiert und automatisch in die ach so dunkle Welt von Thordendal & Co hineingesogen. Dass man dabei einige Male an die rohe Gewalt einer Chaosphere oder an das etwas freundlichere „Nothing“-Album denkt, scheint die Band intendiert zu haben. Dennoch zeichnen sich die aktuellen Songs durch einen Spielwitz aus, der die Platte äusserst vielfältig und abwechslungsreich macht. Durch ihre Eigenständigkeit, welche sie mit der spielerisch anmutenden Art gewinnt, hebt sich ObZen von ihren Vorgängern ab und braucht deshalb einen Vergleich mit den älteren Alben nicht zu scheuen.
Kurz: Nachdem man sich auf der letzten Scheibe Catch Thirty Three oder auch auf I wie bei einem Rorschach-Test wähnte, in welchem man krampfhaft und hilflos nach Struktur und verborgener Systematik suchte, findet man sich auf ObZen verhältnismässig (!) schnell zurecht. Man darf sich deshalb berechtigte Hoffnungen darauf machen, das neue Material bei der nächsten Tour auch live zu hören. Selten hat man sich so wenig an seinem musikalischen Unwissen gestört, weil man trotzdem die Möglichkeit hat, dem eigenen Unvermögen mit einem umso innigeren Headbanging zu begegnen. Meshuggah sei Dank.
Release: 7.3.2008
Label/Vertrieb: Musikvertrieb
Verfasst von Claudio Peter