Lars and the Real Girl
Jonas Bärtschi - Dieser Film ist was besonderes. Fast wie die Hauptfigur, Lars (Ryan Gosling), kommt er still und unauffällig daher, doch je länger man zusieht, desto mehr schliesst man ihn ins Herz.Lars ist ein zurückgezogener Sonderling, der mit niemandem spricht und in der Garage des Eltern...
Lars ist ein zurückgezogener Sonderling, der mit niemandem spricht und in der Garage des Elternhauses lebt, in dem inzwischen sein Bruder Gus (Paul Schneider) und dessen Frau Karin (Emily Mortimer) eingezogen sind. Die beiden machen sich Sorgen um Lars, doch dieser schlägt ihre wiederholten Einladungen zum Essen in den Wind. Auch bei seinem Bürojob lässt er niemanden an sich heran, nicht einmal die offensichtlich an ihm interessierte Margo (Kelli Garner).
Eines kalten Wintertages klopft Lars bei Gus und Karin an die Tür und verkündet voller Stolz, dass er sie mit seiner neuen Freundin bekanntmachen möchte. Die „Bekanntschaft aus dem Internet“ stellt sich aber als Sexpuppe heraus, die anatomisch korrekt mit Haut und Haaren versehen ist und sogar einen Namen hat – Bianca. Der Clou an der Sache: Für Lars ist Bianca eine echte Person. Sie kann nicht gehen, weil sie gelähmt ist, und spricht nur mit ihm, weil sie scheu ist und noch nicht so gut Englisch kann. Doch für alle anderen ist klar – Lars ist endgültig übergeschnappt. Erst als die ortsansässige Frau Doktor (Patricia Clarkson) den Tipp gibt, man solle doch einfach mal mitspielen, beginnt sich die Lage zu ändern. Über Bianca findet Lars allmählich einen Zugang zu den Menschen um ihn her, und diese werden sich bewusst, dass sie alle auch ihre kleineren und grösseren Psycho-Macken haben.
Trotz der vordergründigen Silikonpuppen-Thematik ist "Lars and the Real Girl" alles andere als eine Schenkelklopf-Teenie-Trash-Kiste. Unter der Regie von Craig Gillespie schreitet dieser kleine, feine Film mit treffend portioniertem Rhytmus stetig voran - mit intelligentem, manchmal etwas surrealem Humor, vor allem aber mit einer grossen Portion Ehrlichkeit und Authenzität. Die Darsteller porträtieren die Ängste und Unsicherheiten ihrer Figuren souverän und doch zurückhaltend, in Erinnerung bleiben neben Leading Man Ryan Gosling vor allem der hervorragende Paul Schneider als Gus und Kelli Garner als Lars' einsame Arbeitskollegin Margo. Gut gemacht, mit Tiefgang und frühlingsmässiger Lebensfreude, ist das mal was anderes als die alltägliche Ami-Blockbuster-Kost – und nicht nur als solches absolut empfehlenswert! Wen das noch nicht überzeugt: Allein schon die herzerweichende Szene, in der ein erdrosselter Teddybär wiederbelebt wird, ist den Eintrittsbatzen wert!
Bewertung: 5 von 5
Originaltitel: Lars and the Real Girl
Land: USA
Genre: Komödie/Drama
Dauer: 106 Minuten
Regie: Craig Gillespie
Darsteller: Ryan Gosling, Emily Mortimer, Paul Schneider
Verleih: Rialto
Kinostart: 27.03.2008**