"Showbiss": Bissig-freche Parodie
Robert Salzer - Gekonnt parodiert der Senkrechtstarter Fabian Unteregger Schweizer Promis wie Chantal Galladé, Christoph Mörgeli, Alain Sutter und Roger Köppel und schlüpft mit Leichtigkeit in zahlreiche Figuren.von Claudia MaagDie schwarzen Türen zum Saal öffnen sich ruckartig, die Gäste...
von Claudia Maag
Die schwarzen Türen zum Saal öffnen sich ruckartig, die Gäste strömen ungeduldig in die schmalen Sitzreihen. Die Türflügel erinnern an Metallklappen einer Startbox beim Pferderennen. Der freundlich-ermahnende Ton zum Programmbeginn klingt wie der Startschuss für ungeduldig wartende Pferde.
Ähnlich gespannt ist denn auch das Publikum auf das erste abendfüllende Programm von Komiker Fabian Unteregger. Der Saal ist ausverkauft. Ein alter Mann im Anzug bemerkt, dies sei eher selten im Theater am Hechtplatz.
Um Nahrungsmitteln noch näher zu sein, findet sich der Lebensmittelingenieur Unteregger an der Migros-Kasse wieder. Dort bedient er Kunden wie die Politiker Galladé, Mörgeli oder den Ex-Sportler Alain Sutter. Artikel, die übers Band ruckeln, verraten viel über deren Käufer. Nachdem mehrfach das „Bipp“ des Scanners erklungen und viele Shampoos das Rollband entlanggeglitten sind, rauscht Sutter daher. Unteregger braucht nur eine Perücke, zwei Teile eines Bartes und einen Schal - schon bringt er das Publikum zum Dauerkichern. Allerdings ist Unteregger in seinen Figuren noch sattelfester, als wenn er sich selbst darstellt. Doch mit Geschick und Leichtigkeit gestaltet er den Abend interaktiv. Der Zuschauer darf mitmachen, was erst für Überraschung, dann für heitere Stimmung sorgt. Es wird per Handhochhalten abgestimmt, die Schultern des Nachbarn massiert oder typische Geräusche bekannter Politiker eingeübt.
Kunden wie Mörgeli, der auf der Ukulele Polo Hofers „Kiosk“ interpretiert oder der Sans-Papiers Jean Baptiste aus Senegal zehren an Untereggers Nerven. Yoga könnte helfen. Doch die fliessenden Energien werden gestört und auch die Figur der skifahrenden Fledermaus bringt keine Entspannung. Um der Eintönigkeit der Einkaufskasse zu entfliehen, macht er an der Mister Schweiz Wahl mit. Zwar ist ein Wunsch nach Ausbruch hier gut nachvollziehbar, doch dass der Kassenmann kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehen soll, ist nicht genug herausgearbeitet.
Ein „Nein Danke“ als Model
Ohne Aussicht auf den Titel kommt Unteregger immerhin in den zweifelhaften Genuss des Show-Business. Im schwarzen Mister-T-Shirt lernt er abgehobene Journalisten, und einen holländischen Fotografen kennen, der ihn in den Stuhl beissen sehen will.Besonders begeistert sind die Gäste von Peach Weber. Schnell die Gitarre geschnappt, den Notenständer hingestellt und gekonnt brummt der Komiker im Aargauerdialekt. Hier jauchzt das Publikum, selbst Unteregger muss mehrmals lachen, findet jedoch rasch in die Rolle zurück. Jetzt dreht er noch mehr auf, gibt den Gilli im SonnTalk, mit Leuenberger und Köppel als Gästen. Der Moderator muss sich mit den unmotivierten Gästen und unfähigen Anrufern herumschlagen.
In der Mister-Wahl schafft Unteregger es in die Endrunde. Die Königsdiszipline der drei übrig gebliebenen Models sind: Tiere aus Ballons basteln, tanzen wie ein Roboman oder zu elektronischen Ukulele-Klängen einen Papagei imitieren.
Dem Publikum gefällt‘s, es erklatscht sich zwei Zugaben. Zum Schluss versucht Leuenberger via Telefon sein Cablecom-Abo zu kündigen und verzweifelt daran. Köstlich! Es wird gepfiffen, gejohlt, auf Holzbogen gestampft.
Die Türen öffnen sich erneut und entlassen entspannte Menschen ins Garderobengedränge. Am Ausgang steht der schlanke Mann im schwarzen T-Shirt und verabschiedet jeden persönlich in die kalte Winternacht.
Noch bis 23. Dezember im Theater am Hechtplatz (Zürich), nur noch wenige Karten verfügbar. Nächste Aufführungen 26.02. in Kreuzlingen. Ab März auf Tour mit „das Zelt“
Weitere Infos gibt es auf der Homepage http://www.unteregger.net/ und http://www.showbiss.ch