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28. Dezember 2010, 01:16 CD / Vinyl Music

Mt. Desolation – Mt. Desolation

Patrick Holenstein - Wie schön Pausen sein können, wissen nicht nur Schulkinder, sondern jetzt auch Musikfans. Keane haben Pause! Bevor jetzt virtuelle Steine in meine Richtung fliegen: Natürlich sollen Keane in keinster Weise diskreditiert werden. Wer sich allerdings das Debüt von Mt. Desolation...

Wie schön Pausen sein können, wissen nicht nur Schulkinder, sondern jetzt auch Musikfans. Keane haben Pause! Bevor jetzt virtuelle Steine in meine Richtung fliegen: Natürlich sollen Keane in keinster Weise diskreditiert werden. Wer sich allerdings das Debüt von Mt. Desolation angehört hat, weiss wie das gemeint ist.

Aber von Anfang an. Mt. Desolation sind Tim Rice-Oxley und Jesse Quin. Beide sind bei Keane aktiv – Rice-Oxley als Festmitglied, Quin als Tourgitarrist - und nutzten die Bandpause, um ein kleines, aber feines Folkalbum aufzunehmen. Für die Aufnahmesession haben sie sich kurzerhand einige befreundete Musiker eingeladen. Aber nicht irgendwen, sondern Freunde, die in Bands wie The Killers, Mumford & Sons oder Noah & The Whale spielen. Beste Voraussetzungen also. Erklärtes Ziel war wohl nicht der kommerzielle Erfolg, sondern der Spass an der Sache. Jedenfalls suggerieren die zehn Songs dies. Auf alle Fälle nehmen die beiden Engländer einen mit auf eine Reise durch die amerikanische Country- und Folkmusik.

Departure heisst der Opener und der schraubt die Erwartungen ziemlich hoch. Schnell ist man als Hörer vom packenden Zusammenspiel von Gitarre und Banjo gefesselt und vergisst, dass der Text eigentlich eher von düsteren Aspekten des Lebens wie Trennung und Abschied erzählt. Dazu setzt der Bass gelassen seine schemenhaften Akzente. Auch der zweite Track, Annie Ford, greift das verspielt klimpernde Banjo auf und wieder schwingen tragische Aspekte in den Lyrics mit. Allerdings vermeiden Mt. Desolation sehr bewusst melancholisch-schmalzige Songs und flankieren ihre Erzählungen lieber mit einem lebensfrohen Klavier da oder einer fröhlich singenden Gitarre dort, auch wenn der Kontext in eine andere Richtung geht. Die clevere Taktik geht vollends auf.

Überhaupt ist eine der grossen Stärken des stilsicheren Duos, dass sie Geschichten zu erzählen haben. Belanglose Texte gibt wirklich schon genug. Den Gesang teilen sich Rice-Oxley und Quin. Dadurch wird die Platte zusätzlich interessant, weil die Stimmen doch Gegensätze bilden. Am Ende, beim poppigen Coming Home, ist klar, dass Mt. Desolation mit ihrem Debüt ein beeindruckendes, vor kreativer Kraft strotzendes Stück Musik gelungen ist. Dem Erwartungsdruck, der sich nach Departure drohend aufgebaut hat, wird die Band mühelos gerecht, übertrifft ihn sogar. Sorry, liebe Keane-Fans, aber so lange Mt. Desolation weiter derart faszinierende und überzeugende Musik abliefern, kann die Pause meinetwegen noch eine Weile dauern.

Mt. Desolation - Departure



Das Album ist im Handel erhältlich.


Bild von Alex Lake / Mt. Desolation
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