Sidewalkpoets - Revenge Is Sweet
Jesse Bächler - Interpret: SidewalkpoetsAlbum: Revenge Is SweetRelease: 29.2.2008Label/Vertrieb: Cartoon Heroes/IrascibleWenn wir Schweizer etwas nicht können, dann ist das posen. So richtig dicke Hosen, Bölä raus und Mundwinkel in die richtige Stellung. Das ist einfach nicht dem Schweizer se...
Album: Revenge Is Sweet
Release: 29.2.2008
Label/Vertrieb: Cartoon Heroes/Irascible
Wenn wir Schweizer etwas nicht können, dann ist das posen. So richtig dicke Hosen, Bölä raus und Mundwinkel in die richtige Stellung. Das ist einfach nicht dem Schweizer sein Ding. Wir mögens lieber etwas leiser, diskreter, unaufdringlicher – da knallts umso schöner, wenn niemand ein Knallen erwartet. Wunderschön exemplifiziert am Debut der Zürcher Lokalmatadoren Sidewalkpoets: Schlichte Verpackung mit einem sympathischen Mädel drauf und einer unaufgeregten Beschriftung. Kein Tamtam. Einzig der Titel verrät uns, dass diese neckische Dame dir nicht zwingendermassen nur beim Flirtversuch in der Bar deines Vertrauens so zuzwinkern kann – genauso gut könnte sie dich just in diesem Moment mit dieser nonchalanten Geste aus der Wohnung knallen oder dir wie nebenbei schön vors Schienbein treten, weil du gestern fremdgeknutscht hast. Darum merke: Nicht alles, was lieb aussieht, ist auch lieb. Und so zeigt der Vierer aus der Limmatstadt auf ihrem Erstling viel Gefühl, wenn Gefühl gefragt ist (zum Beispiel bei Idiot Talk, aber vor allem bei Rome, Tobacco And A Beer), Eier(stöcke), wenn’s welche braucht (Royal Flush, Boy) und übers Ganze hinaus vor allem viel Abwechslung, Unerwartetes und Einsicht (Can’t Calculate My Steps, Can’t Will Yourself Talented). Revenge Is Sweet besticht durch seine saubere Produktion, die ganz zu Recht nicht in den Lo-Fi-Matsch treten will, sondern durch alle Titel hindurch sauber abgemischt daherkommt und damit unterstreicht, wie ernst es den Sidewalkpoets mit ihrer Musik ist. Schmissige Gitarren, knackige Drums, gut geerdete Bässe und über allem die klare Stimme, die mal frech, mal unschuldig, mal fordernd, mal bittend eine ganzen Bauchladen von Tonlagen bedient, machen die charmante rote CD zu einem guten Stück Zürcher Gitarrenmusik, das man sich ruhig einmal zu Gemüte führen sollte.