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7. Januar 2011, 12:48 Movie

Satte Farben vor Schwarz

Christina Ruloff - Szenen einer Ehe: Was ist eine gute Ehe? Wie funktioniert sie? Und kann man in Würde alt werden? Die Schweizer Regisseurin Sophie Heldman (zum Interview geht es hier!) hat einen intelligenten und mutigen Film gemacht, der zum Nachdenken und Hinterfragen der eigenen Konventionen ...

Szenen einer Ehe: Was ist eine gute Ehe? Wie funktioniert sie? Und kann man in Würde alt werden? Die Schweizer Regisseurin Sophie Heldman (zum Interview geht es hier!) hat einen intelligenten und mutigen Film gemacht, der zum Nachdenken und Hinterfragen der eigenen Konventionen anregt.

Fred und Anita, Anita und Fred – das pensionierte Ehepaar hat zusammen viel erlebt und viel überstanden. Doch die Krebserkrankung Freds stellt nun die gesamte Beziehung in Frage. Fred will sich nicht behandeln lassen. Er verheimlicht die Krankheit seinen Kindern. Und er legt sich eine Zweitwohnung zum Nachdenken und Alleinsein zu. Seine Familie ist irritiert, seine Frau verletzt und wütend. Sie fühlt sich ausgeschlossen und allein gelassen. Kann, ja darf, ihr Mann diese Entscheidung allein treffen? Geht sie seine Gesundheit, ja sein Leben nicht auch etwas an? Kann man denn nicht (wie alle anderen!) in Ruhe und gemeinsam alt werden?

Satte Farben vor Schwarz basiert auf einer wahren Geschichte und diese Wahrheit, die sich in den oftmals irrationalen, unsinnigen und selbstgerechten Handlungen der Charaktere verbirgt, ist eine grosse Stärke des Films. Er handelt von zwei aussergewöhnlichen Menschen, die sich und ihren Lebensweg erst einmal wieder finden müssen, um ihn zusammen zu Ende zu gehen. Der Schluss (der hier natürlich nicht verraten wird) löst Fassungslosigkeit, Bestürzung aber auch Bewunderung aus – für die Konsequenz der beiden Helden, aber auch den Mut der Regisseurin. Sie bleibt ihren Figuren und damit ihrem Konzept bis zum Schluss treu, auch wenn oder gerade weil sie damit hoffentlich eine überfällige Diskussion übers Altern und Altsein auslösen kann – frei nach dem Motto: Alt werden will jeder, alt sein will niemand.

Problematisch ist, dass die einzelnen Szenen zwar in sich geschlossen sind, jedoch zu wenig miteinander verbunden werden. Dieser Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig und macht den Zuschauer mehr zum analytischen Beobachter als zum engagierten Mitwisser. Dem weniger sensiblen Publikum dürften zudem die einen oder anderen zarten Nuancen entgehen; etwas mehr Klarheit hätte den Film einem grösseren Publikum geöffnet.

Senta Berger und vor allem Bruno Ganz vermögen aber in ihren Rollen vollends zu überzeugen; Ganz ist zerrissen zwischen dem Bedürfnis unabhängig zu entscheiden und dem Gefühl für seine Frau und ihr Glück zumindest mitverantwortlich zu sein. Wie er beiden Emotionen Rechnung trägt, ist grosse Klasse.

Sophie Heldman ist mit Satte Farben vor Schwarz ein spannender und sehenswerter Film gelungen, der lange in Erinnerung bleibt!

Bewertung: 4 von 5.

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