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14. Februar 2011, 13:56 Politik

Weltweit erstmaliges Ja zu neuem AKW

Christian Wasserfallen - Das Berner Stimmvolk hat am 13. Februar 2011 mit 51.2% entschieden: Ja zum neuen AKW in Mühleberg. Dieses Ja ist hoch zu bewerten und die Bernerinnen und Berner haben grossen Respekt verdient. In einer Abstimmung wo der Grossrat und der Regierungsrat diametral auseinander lagen ...

Das Berner Stimmvolk hat am 13. Februar 2011 mit 51.2% entschieden: Ja zum neuen AKW in Mühleberg. Dieses Ja ist hoch zu bewerten und die Bernerinnen und Berner haben grossen Respekt verdient. In einer Abstimmung wo der Grossrat und der Regierungsrat diametral auseinander lagen und wo die AKW-Gegner mit plumper Tschernobyl-Rhetorik dem Stimmvolk Angst und Schrecken einjagen wollten, hat der Souverän wirklich kühlen Kopf bewahrt und die positive Stellungnahme zum AKW-Mühleberg gutgeheissen. Nun ist Bern der einzige Standortkanton, der eine Volksmehrheit hinter dem eigenen AKW-Neubauprojekt weiss. Das ist nicht nur hinsichtlich der Stromversorgung klug sondern auch der Wirtschaftsstandort Bern hat gewonnen. Mit einem Nein wäre der Standort Mühleberg akut gefährdet gewesen und somit hätten sich wohl die Kantone Solothurn und Aargau die neuen Projekte schon beinahe sichern können. Nun ist es anders: Bern spielt auch in der künftigen Strompolitik eine wichtige Rolle.

Das Verfahren ist jetzt aber nicht gelaufen sondern es beginnt erst richtig. Zirka im Jahre 2013 wird die ganze Schweizer Bevölkerung über die Rahmenbewilligungen zu den neuen AKW abstimmen und sich dazu äussern, ob sie eine neue Generation AKW in der Schweiz wünscht oder nicht. Diese alles entscheidende Abstimmung, wo mit grösster Wahrscheinlichkeit der Bundesrat, der National- und der Ständerat allesamt für ein Ja einstehen werden, wird für die Stromversorgungssicherheit der Schweiz richtungsweisend sein. Stützt das Schweizer Volk die schlaue 4-Säulenpolitik, die nachfolgend beschrieben wird, dann sind wir in der Lage, klimafreundlichen Strom mit einer hohen Versorgungssicherheit garantieren zu können. Werden hingegen die zwei neuen AKW abgelehnt, dann drohen mit Sicherheit Stromversorgungsengpässe.

Schlaue Energiepolitik fusst auf 4 Säulen - Die Traumkombination Erneuerbare + Grosskraftwerke + Effizienzmassnahmen + Stromaussenpolitik ist auszuspielen
Investitionen in Grosskraftwerke, Erneuerbare und vor allem in Effizienztechnologien bilden eine erfolgreiche Paarung, wo am meisten Profit herausschaut. Eine wirtschaftliche Produktion damit der Strompreis tief bleibt, bildet dabei eine wichtige Grundlage. Um die Qualität sowie die stetige Verfügbarkeit des Stroms zu garantieren, müssen den schwankend anfallenden erneuerbaren Energien auch Kernkraftwerke als Grundlastproduzenten und Speicherwerke zur Spitzenbrechung zur Seite gestellt werden. Zusätzlich ist die Energiepolitik mit Effizienzmassnahmen zu garnieren, die als separate Säule auch für das Gewerbe interessant sind. Aussenpolitisch wird die Schweiz im Herzen Europas ein grosses Interesse daran haben, mit einem EU-Stromabkommen sich den Zugang zu den dortigen elektrischen Netzen und Potentialen zu erschliessen. Gerade diese bilateralen Verhandlungen mit der EU respektive der Jahrzehnte dauernde Netzaufbau innerhalb der EU könnten aber zu einer fast unlösbaren Aufgabe werden, weshalb die Säule der Stromaussenpolitik als wacklig zu taxieren ist.

CO2-arme Stromversorgung mit wenig Risiko
Vor diesem Hintergrund ist es logisch, dass heute alle 4 Säulen auszuschöpfen sind. Die Potentiale der Erneuerbaren sind mit der Einspeisevergütung zu fördern und mit weniger Einsprachen zügiger umzusetzen. Zusammen mit den neuen AKW, den Effizienzmassnahmen und der Stromaussenpolitik lassen sich zudem zwei Dinge hervorragend erreichen: Erstens sinkt das Risiko der Abhängigkeit vom Ausland bei der Stromproduktion markant. Eine der Lehren nach der Finanz- und Wirtschaftskrise muss sein, dass die Risiken zu verteilen sind um nicht die nächste Blase zu produzieren. Ein Platzen der Energie- respektive Stromblase wäre sicher weitaus schwieriger zu meistern als die Finanzkrise. Zweitens hat die Schweiz wegen ihres hohen Anteils Erneuerbarer Energien und der Kernkraftwerke die einmalige Chance, betreffend CO2-Ausstoss pro produzierte Kilowattstunde international Massstäbe zu setzen. Der Schlüssel zu diesem Erfolgsrezept heisst Ja zu neuen AKW im Jahre 2013.

Zum Autor: Christian Wasserfallen ist Nationalrat FDP und Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie UREK.
www.cewe.ch
Kommentare
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Faktenfreund
Faktenfreund 09.03.2011 um 23:15
Wenn möglichst schnell mehr Strom im Netz sein soll, sind neue, teure, ausländische AKWs keine Option, da deren Bau schlicht viel zu lange dauert! Ein neues AKW ist frühestens in 14 Jahren am Netz. Erneuerbare Optionen und Effizienzmassnahmen mit Schweizer Arbeitsplätzen, welche unsere Abhängigkeit von ausländischen Energieträgern sofort reduzieren, sind erwiesenermassen viel schneller installiert!

Portugal hat seinen erneuerbaren Stromanteil in nur 5 Jahren und nicht erst in 14 Jahren von 2% auf 15% ausgebaut: http://bit.ly/gAWSmL

Österreich ist ebenfalls ein Alpenland und im Gegensatz zur Schweiz versorgt bereits heute und nicht erst in 14 Jahren über 570'000 Haushalte mit unlimitiertem Windstrom. http://www.igwindkraft.at/
Österreich ohne AKWs zahlt wegen seiner Mitgliedschaft bei der Euratom übrigens jährlich €40 Millionen für die Europäische Atomindustrie, während es gleichzeitig seine eigene Windkraft mit lediglich €24 Millionen fördert: http://bit.ly/b4pN2G
Die Deutsche Windindustrie schaffte nicht nur 100’000 zukunftsfeste Arbeitsplätze und exportiert über 80% seiner Windturbinen mit Profit (im Gegensatz zur staatlichen, Französischen Atomindustrie), zahlt Steuern und reduziert seine Abhängigkeit von ausländischen Energieträgern, sondern macht den Strom tatsächlich billiger: http://bit.ly/eHAXt5

Im nördlichen Deutschland ohne Höhensonne wurde in einem einzigen Monat 2.13 GW Photovoltaik zugebaut: http://bit.ly/bejSPI Das entspricht der über fünfachen Leistung des AKW Mühlebergs. Nicht erst in 14 Jahren, sondern in einem einzigen Monat! Bayern mit mehr Strombedarf und weniger Sonne als die Schweiz hat übrigens bereits heute und nicht erst in 14 Jahren mehr Photovoltaikstrom-Anteil als die Schweiz Mühleberstrom-Anteil ausweist.
Die Deutsche Photovoltaikindustrie schaffte nicht nur 50'000 zukunftsfeste Arbeitsplätze, sondern zahlt tatsächlich mehr Steuern, als was Einspeisevergütungen für Deutschen Solarstrom bezahlt werden: http://bit.ly/e6zMeL

Ein neues, ausländisches AKW kostet gemäss Areva inzwischen über 12 Mia CHF: http://bit.ly/JvyQ1
Mit 12 Mia CHF lassen sich Schweizer Photovoltaik Module mit Schweizer Arbeitsplätzen und einer Leistung von knapp 19 GW finanzieren (Mühleberg hat eine Leistung von weniger als 0.4 GW). http://bit.ly/9AJKIh
Weil neuer Atomstrom zu teuer ist, wurde 2009 in einem einzigen Jahr 80 GW (200 mal AKW Mühleberg) erneuerbare Leistung installiert, während die weltweit installierte AKW-Leistung sogar abgenommen hat: http://bit.ly/cF5ezk
Kein Wunder sind neue US AKWs auf satte $54 Milliarden Staatskredite angewiesen: http://bit.ly/de4a0v
Kein Wunder werden die US Stromkonsumenten zudem gezwungen einen Aufpreis zu zahlen um neue AKWs finanzieren zu können: http://bit.ly/9H16Ok
Kein Wunder müssen die Schweizer Strompreise massiv erhöht werden, um neue, teure, ausländische AKWs finanzieren zu können: http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b

Obwohl China Atomenergie stark subventioniert, kann die Chinesische AKW-Zubaurate nicht einmal den ungeförderten Chinesischen Solarthermie-Zubau mit 29 GWth (2009) erreichen: http://bit.ly/fndUjs (Das Duschwasser auf dem Dach zu erwärmen ist günstiger und schneller als mit atombetriebenen Elektroboilern.)
Selbst die Rückbaukosten von alten AKWs sind mit rund $1 pro Watt inzwischen noch teurer als die Produktionskosten von Photovoltaik-Dünnschichtmodulen (mit €0.50/Wp - siehe oben): http://bit.ly/d0tVun
Auch die Endlagerkosten für nukleare Abfälle liegen bei $1 pro Watt: http://bit.ly/bEwqGf Und in Grossbritannien noch höher: http://bbc.in/emQFnY

Die Schweiz verfügt dank ihren Speicherkraftwerken mit 8765 GWh über mehr als genügend Speicherkapazität und Regelleistung um erneuerbare Stromproduktionsflauten überbrücken zu können. Tatsächlich kann Spanien dank Windenergie seine gespeicherten Wasserreserven in Dürreperioden schonen: http://reut.rs/aeoAwH

Momentan importiert die Schweiz nicht nur 100% Öl, 100% Gas und 100% Uran sondern auch 90% seines eigenen Stromverbrauchs (und exportiert etwas über 90%). Es ist sinnvoll wenn wenigstens ein Teil des importierten Stroms aus unlimitierten Europäischen Windstrom besteht. Die EU rechnet übrigens mit 280 GW Windleistung im Europäischem Netz bis 2030: http://bit.ly/dg7ab5 Mit Europäischem Offshore Wind alleine kann übrigens 7mal mehr Strom produziert werden, als was ganz Europa überhaupt an Strom verbraucht: http://slidesha.re/5cJ2n9
Schweizer Stromkonzernen investieren leider aber lieber unbekümmert in neue, ausländische Kohlekraftwerke anstatt in Offshore Windfarmen: http://bit.ly/98u67L , http://bit.ly/d1ghSI

Apropos 100% Uranimport und 14 lange, teure Jahre: Die bestehenden ausländischen Uranminen können nicht einmal 70% des Welturanbedarfs decken: http://arxiv.org/abs/0908.0627
Und das obwohl Atomenergie weniger als 3% des Weltenergiebedarfs deckt (2600 TWh Atomstrom versus 107’000 TWh Weltenergiebedarf): http://bit.ly/hc24V2

Wenn die monopolistischen Stromkonzerne ihre selbst prophezeite Stromlücke ernst nehmen würden, würde sie alles daran setzen, dass die lächerliche Beschränkung von 0.45 Rappen pro kWh für bzw. gegen erneuerbaren Strom mit zukunftsfesten Schweizer Arbeitsplätzen sofort aufgehoben würde. Leider aber verdoppeln sie lieber den Strompreis um neue ausländische AKWs finanzieren und ihr Monopol ausbauen zu können: http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b

Mühleberg und Beznau I&II liefern lediglich 14% des Schweizer Strombedarfs: Auch ohne die 3 alten Atommeiler wird die Schweiz immer noch eine 26% ausländische Uranabhängigkeit im Stromsektor ausweisen, worüber sich Christian Wasserfallen weiterhin entzücken kann.
Und selbst wenn in der Schweiz der Ausbau von erneuerbaren Energien und Effizienz zur Freude der Liebhaber von neuen, teuren, ausländischen AKWs wie bis anhin weiterhin verhindert werden: Es gibt auch noch günstigere, flexiblere, schnell gebaute Blockheizkraftwerke und die können zusammen mit Wärmepumpen den Brennstoffkonsum und die CO2 Emissionen der Schweiz bereits bis 2020 um 20% senken (und nicht erst in 14 Jahren): http://bit.ly/cfwsGk

Der Bau von neuen, teuren, ausländischen AKWs erhöht tatsächlich die CO2-Emissionen, weil er leider Gelder für günstigere und schnellere CO2-Reduktions-Massnahmen mit Schweizer Arbeitsplätzen bindet: http://www.newsweek.com/2008/05/17/missing-the-market-meltdown.html

Die Schweiz produziert keine Reaktoren, verfügt über keine Uranminen, keine Anreicherungsanlagen und keine Wiederaufbereitungsanlagen. Atomenergie verliert, trotz jahrzehntelanger staatlicher Milliardenförderung, Marktanteile, während erneuerbare Energie weltweit ausgebaut wird: http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b" target="_blank" rel="nofollow">http://bit.ly/bHRi2b
Neue, teure, ausländische AKWs verschlechtern leider unsere Wettbewerbsfähigkeit und erhöhen grundlos unsere Abhängigkeit von importierten Energieträgern.

Übrigens, nach 60 Jahren massiver Subvention wäre es eigentlich langsam an der Zeit, dass die Atomindustrie auf eigenen Füssen laufen lernt. Offensichtlich hat Christian Wasserfallen aber etwas gegen freie Märkte...