Henchman – It All Comes Down To Gravity
Patrick Holenstein - Fünf Jahre haben sich die Zürcher Alternativerocker von Henchman nach ihrem umjubelten Debüt, Unmistaken, für die zweite CD Zeit gelassen. So ganz freiwillig war die lange Pause allerdings nicht. Dafür sind Henchman jetzt energiegeladen und mit einer Handvoll fesselnder Song...
Die Band ist überglücklich, dass mit It All Comes To Gravity endlich die zweite CD auf dem Markt ist. Die Freude ist nachvollziehbar, schliesslich gab es einige Schwierigkeiten, bis der Longplayer über die Ladentische gehen konnte. Von Ärger mit dem Label war in Interviews zu hören, aber auch von kreativen Differenzen innerhalb der Band. Diese führten sogar dazu, dass Schlagzeuger Jêrome Galli die Band in Freundschaft verliess. Für Henchman war das eine harte Zeit. Verständlich, die Platte war ja praktisch fertig und trotzdem drehte sich das Bandkollektiv ohnmächtig im Kreis, weil von überall her neue Probleme auftauchten. Mit viel Geduld und noch mehr Durchhaltewillen gelang es der Band letztendlich sämtliche Schwierigkeiten zu überwinden und so konnte man im Januar die neue Platte taufen. Auf der Bühne des Abart wurde dann auch der Platz an den Drums symbolisch an Rolli Würsch übergeben, der auf der neuen Platte die Sticks schwingt. Aber jetzt wird es Zeit, um in die neue Platte reinzuhören.
Produziert wurde It All Comes Down To Gravity von Sylvia Massy, die auch schon die Red Hot Chili Peppers zum Klingen brachte. Beim Opener Burning Bridges erinnern zumindest die Gitarrenriffs manchmal angenehm an die Chilis. Was aber neben genannter Assoziation auffällt, ist, dass die CD extrem vielseitig ist. Hart zwar im Kern, scharfe Riffs, krachende Drums und ein funkiger Bass, sind feste die Grundlage der meisten Songs, aber daneben steckt viel Liebe fürs Detail in den Arrangements. Jedes Intro lässt aufhorchen, die Ohren spitzen und was die Intro versprechen, halten dann die meisten Songs. Henchman gelingt es scheinbar mühelos, dass man als Hörer interessiert dabei bleibt. Die Gitarren kreischen zwar sehr gern, aber genau so gut beherrscht die Band auch die ruhigeren Töne. Oft erreichen die Stücke eine wunderschöne Intensität, weil, so macht es den Eindruck, das Trio die Songs, den Rhythmus, einfach fliessen lässt. Das kann ein instrumentaler Part wie die schwelgerische Gitarre bei Today Is Now sein oder aber Momente, in denen sich die Instrumente gegenseitig freundschaftlich duellieren. Schön zu verfolgen im starken Song Closer. Aber natürlich herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Before It Grows sei als Beispiel für die kleinen Schwächen genannt. Der Songs flacht anfangs etwas ab, schwingt sich mit dem Gitarrensolo kurz auf Augenhöhe mit den grossen Momenten der CD, schafft es jedoch nicht, die Spannung zu halten. Der Song geht über die ganze Platte gesehen etwas unter, was aber nicht heisst, dass er schlecht wäre. Denn ansonsten kann man die neue Scheibe von Henchman wirklich nur jedem empfehlen, der Starkstromrock und Gitarrenmusik mag, aber auch vor etwas mehr Melodie nicht zurückschreckt.
Henchman haben mit It All Comes Down To Gravity ein vielseitiges Album geschrieben, das locker zwischen Hard- und melodischem Alternativerock balanciert und dabei stets glaubhaft bleibt. Auch wenn es lange gedauert hat, bis die zweite Scheibe fertig war, gelohnt hat sich die Wartezeit auf alle Fälle.
Henchman - Burning Bridges
- Henchman
- It All Comes Down To Gravitiy
- Die Platte ist im Handel erhältlich.
- Infos zur Band und Livetermine liefert ihre Webseite.