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21. Februar 2011, 12:28 Konzert Music

Fran Healy und die Akkorde von Oasis

Patrick Holenstein - Seine Solotour führte den Songwriter und Travis-Frontman Fran Healy in die Limmatstadt. In einem epischen, weit über zwei Stunden dauernden Konzert begeisterte er als Alleinunterhalter, machte allerdings auch Musik und erfüllte sämtliche Wünsche. Wie ein Lausbub steht Fran a...

Seine Solotour führte den Songwriter und Travis-Frontman Fran Healy in die Limmatstadt. In einem epischen, weit über zwei Stunden dauernden Konzert begeisterte er als Alleinunterhalter, machte allerdings auch Musik und erfüllte sämtliche Wünsche.

Wie ein Lausbub steht Fran auf der Bühne. Graumelierter Dreitagebart, ein schlichtes, graues Shirt und den braunen Hut, den er auf dem Cover von Wreckorder, seiner Solo-CD, trägt, lässig ins Gesicht gezogen. Dazu ein breites, spitzbübisches Grinsen, das perfekt zu ihm passt. Und der Eindruck täuscht keineswegs. Null Berührungsängste, von Allüren ganz zu schweigen. Und der Herr Healy weiss Geschichten zu erzählen. Witzige, traurige, freche, rührende oder spannende. Vor jedem Song erzählt der überaus gut gelaunte Schotte eine Anekdote und liefert interessante Hintergründe. Etwa, wie er Paul McCartney dazu bewegen konnte, bei einem Song Bass zu spielen. Er schrieb dem Ex-Beatle bloss eine Mail und fragte ihn. Oder ob es darum geht, dass er einen Song hasst, weil es der einzige aus seiner Feder ist, den sein Sohn hören mag und das Stück deshalb auf Heavy Rotation im Autoradio läuft. Oder wie er mit Travis für das bekannte Reading-Festival in England gebucht wurde und direkt nach Green Day auf die Bühne sollte. Da die aber gerade munter dabei waren, das Schlagzeug in „Flammen aufgehen zu lassen“, fürchtete Healy, dass Travis unter die Räder kommen könnten. Das passierte natürlich nicht. Die witzigste Geschichte ist aber die, wie Fran Healy bei Oasis geklaut hat.

Er habe einen Song geschrieben, der die gleichen Akkorde wie Wonderwall hatte. „Oasis wird das eh nie hören“, dachte sich Healy und liess es gut sein. Wenig später seien Travis als Support für Oasis gebucht worden. „Ich dachte nur: Oh Gott!“ Und tatsächlich sei Noel nach der Show zu Fran Healy gekommen, hätte ihn zur Seite genommen und lässig bemerkt: „Nice Chords.“ In der Art muss man sich das Konzert vorstellen. Das stand ein Mann auf der Bühne, der wahlweise als Stand-Up Comedian oder als Sänger fungierte, direkt mit dem Publikum schäkerte, schwatzte, witzelte und so die Leute über 2 ¼ Stunden bestens unterhalten konnte. Erstaunlich war darüber hinaus, dass Fran Healy keinerlei musikalische Unterstützung hatte - nur er mit seiner Gitarre - und das Konzert zu keinem Zeitpunkt auch nur im Entferntesten langweilig oder eintönig gewesen wäre. Im Gegenteil. Man hätte ihm noch sehr lange und sehr gern weiter zugehört. Ab dem ersten Song schaffte Fran Healy eine wahnsinnig angenehme und entspannte Atmosphäre, wie wenn man einem guten Freund im heimischen Wohnzimmer beim Musizieren lauschen würde. Extrem nahbar, bestechend selbstbewusst und – das war mit das Schönste – einer, dem es um die Musik geht. Das bewies er vor der Zugabe.

„Eigentlich wäre das der letzte Song. Aber das Zugabespielchen lassen wir. Ich erfülle euch nachher lieber noch einige Wünsche.“ Sagte es und hielt Wort. Jetzt ist es wahrscheinlich nicht schwer, sich vorzustellen, dass die Schreie, die Wunschtitel forderten, ein unverständlicher Brei wurden. Fran gelang es jedoch einige Songs rauszupicken. Side, Closer, Flowers In The Window und Turn, um nur einige zu nennen, bildeten einen spektakulären Reigen an Hits, die ein grandioses Konzert abschlossen. Natürlich wünschte sich ein Spassvogel Oasis’ Wonderwall. Healy anwortete gespielt desinteressiert und ohne eine Miene zu verziehen, was ihm nur schwer gelang: „Kann ich nicht spielen, ich kenne ja die Akkorde nicht.“ Als letzten Songs wählte Fran für sich selbst My Eyes, jenen Songs, den er geschrieben habe, als sein Sohn geboren wurde. „Schliesslich wusste ich dadurch, dass bei mir im unteren Bereich alles bestens funktioniert.“ Ein trockener Spruch, der ein fabelhaftes und schlicht umwerfendes Konzert auf jene sympathische Art beendete, wie sie zum ganzen Abend und offenbar auch zu Fran Healy passt.

Wer sich für die komplette Setlist interessiert:

20

Holiday

Writing To Reach You

Anything

Dear Diary

Fly In The Ointment

Sing

As It Comes

Driftwood

Buttercups

Indefinitely

Moonshine

Rocking Chair

Sierra Leone

Zugabe (Zuschauerwünsche)

Good Feeling

Side

Turn

Closer

New Amsterdam

Flowers In The Window

Selfish Jean

Why Does It Always Rain On Me

My Eyes

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