Beady Eye - Different Gear, Still Speeding
Eray Müller - Als Beady Eye im letzten Jahr Bring The Light gratis als Appetizer auf ihrer Website veröffentlichten, wusste man nicht recht, was man davon halten sollte. Liam Gallagher lobte seine neue Band natürlich in den Himmel, aber sollte das schon alles gewesen sein? Nun ist das Debüt...
Dass die Erwartungen hoch waren, ist klar. Schliesslich zählen Oasis zu den erfolgreichsten Bands der letzten zwanzig Jahre. Da gibt es schon den einen oder anderen Hit, an welchen Beady Eye nun anknöpfen können. Dass es Bring The Light nur auf Platz 61 der britischen Charts schaffte, wäre bei Oasis nie denkbar gewesen, stört die Band um Liam Gallagher aber anscheinend nicht. Immer wieder betonen Beady Eye, dass die neue Band nicht mit Oasis verglichen werden soll. Beady Eye wollen als neue Band betrachtet werden. Mit Produzent Steve Lillywhite begab sich die Band im Herbst 2010 ins Studio, um einige Songs aufzunehmen. Entstanden ist dabei das Debütalbum der „neuen besten Band“, wie Liam Gallagher Beady Eye mit einem breiten Lächeln nennt.
Das Album beginnt mit dem genialen Opener Four Letter Word. Der Song befasst sich mit dem Oasis-Ende im August 2009. Liam Gallagher hat eingesehen, das nicht alles stimmt, was er vor über 15 Jahren gesungen hatte: „Nothing ever lasts forever“ heisst es nun statt Live Forever. Der Song ist einer der grossen Momente. Weiter geht’s mit Millionaire, das zwar sehr nett tönt, alles in allem aber etwas vor sich hindümpelt. Der Song gehört nicht zu den spannendsten Songs auf dem Album. Mit The Roller geht’s auf etwas höherem Niveau weiter. Der Song erinnert enorm an die Beatles, was eigentlich nichts Neues ist. Und wer einen Song mit dem Titel Beatles And Stones schreibt, macht sowieso kein Geheimnis daraus, wo abgekupfert wurde. Wie schon Oasis bedienen sich auch Beady Eye beim Britpop der letzten Jahrzehnte. Einflüsse wie The Who, The Kinks, Beatles und Rolling Stones sind herauszuhören. Trotzdem hat das Album auch weniger starke Momente. In der Mitte plätschern die Songs vor sich hin. Sie sind nicht schlecht und immer noch besser als andere Songs, die derzeit die Hitparadenplätze belegen, darauf gewartet hat aber niemand. Vermutlich handelt es sich dabei um alte liegengebliebene Oasis-Songs, die es nicht auf die Alben schafften.
Mit Kill For A Dream wird es wieder besser. Liam hat an seiner Stimme gearbeitet, schon lange hat er nicht mehr so gut getönt. Standing On The Edge Of The Noise zählt dann wieder zu den weniger spannenden Songs, dafür überzeugen Wigwam und vor allem Three Ring Circus umso mehr, bevor das Album mit The Beat Goes On und The Morning Son einen psychedelischen Abschluss findet. Schon bald sind Beady Eye auch live unterwegs. Zwar wurden für die Schweiz bisher noch keine Daten bekanntgegeben, aber bei der Geschwindigkeit, welche die Band momentan draufhat, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Liam Gallagher und seine Jungs auch hierzulande zu sehen und zu hören sein werden. Eines wird es jedoch bestimmt nicht geben: Beady Eye liessen verlauten, dass sie keine Coverband seien und daher auch keine Oasis-Songs spielen werden. Das haben sie auch nicht nötig, Beady Eye werden auch so überzeugen.
Video: Beady Eye – The Roller (Live)
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Beady Eye