Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

26. Februar 2011, 00:16 CD / Vinyl Music

Pleroma – Rosso Colore D’Amore

Patrick Holenstein - Spaghetti-Rock! So bezeichnen Pleroma die Songs auf ihrer neuen CD durchaus selbstironisch. Seit Luca Colomba sämtliche Texte in Italienisch verfasst, macht der Ausdruck absolut Sinn. Doch wieso der Wandel? Auf der ersten CD, "Para:noia King", war der Grossteil der Texte nämlic...

Spaghetti-Rock! So bezeichnen Pleroma die Songs auf ihrer neuen CD durchaus selbstironisch. Seit Luca Colomba sämtliche Texte in Italienisch verfasst, macht der Ausdruck absolut Sinn. Doch wieso der Wandel? Auf der ersten CD, "Para:noia King", war der Grossteil der Texte nämlich noch in Englisch. Luca erklärte vor den Aufnahmen zum zweiten Album, in einem Interview mit Students, dass die Band auf "Nel Blu", dem einzigen Song auf dem Debüt, der italienische Lyrics enthielt, die grössten Reaktionen der Hörer bekommen hätte. „Zudem ist Italienisch meine Muttersprache. So habe ich gelernt zu reden und meine Gefühlt auszudrücken.“ Der Wandel passt hervorragend zu Pleroma, denn jetzt steht mit "Rosso Colore D’Amore" die wunderbare zweite CD am Start.

Da Spaghetti gemeinhin mit gutem, also italienischem Essen assoziiert werden, wird der Zweitling medienwirksam mit der Küche des südlichen Nachbarlandes verglichen. Kann man natürlich tun, greift aber im Fall von Pleroma zu knapp. Natürlich sind die Songs kräftig, also würzig, sicherlich schmecken einige Stücke im Abgang fruchtig-herb und klar ist es so, dass etwas Süsses nicht fehlen darf. Aber lassen sich diese Metaphern nicht auf praktisch jede x-beliebige CD anwenden? Über die Emotionen sind Pleroma deutlich greifbarer. Feel My Anger etwa. Der titelgebende Ärger manifestiert sich direkt in der Dynamik. Fast ist es so, also ob Luca mit seinen Worten versuchen würde, die aufgebrachte Musik zu beruhigen und im faszinierenden Kampf gnadenlos scheitert, bis sich Gesang und Instrumentalisierung in einem abrupten Finale gemeinsam entladen. Zu Theatralisch? Nein, Spaghetti-Rock darf das und es funktioniert bestens.

Aber Pleroma sind nicht nur wütend. Der Titelsong von Rosso Colore D’Amore ist perfekter Radiopop, fast schon etwas süsslich, für die gute Laune zwischendurch, irgendwo zwischen Eros und Zucchero angesiedelt und mit dem wohl schönsten Gitarrensolo auf der gesamten Platte. Für die angenehme Gänsehaut sorgt jedoch ein anderer Song. Das heimliche Zentrum ist wohl Una Questione Di Dignità. Die melancholische Ballade startet mit zerbrechlichen Klavierklängen und dem klagenden Gesang von Luca, steigert gegen die Mitte hin das Tempo, lässt die Melancholie in der Ecke versauern und wendet sich der (italienischen) Lebensfreude zu, also ob sie den düsteren Facetten der Gefühlswelt zurufen wollte: Vaffanculo.

Das Stichwort für den kleinen Skandal, den Pleroma (wohl) unfreiwillig verursacht haben. Vaffanculo wurde nämlich zensiert! Der Song ist offenbar in einigen Online-Shops nur unter dem Titel V########O zu bekommen. Die Band weist auf ihrer Webseite durchaus augenzwinkernd darauf hin, dass sie „das erste Mal in der Bandgeschichte zensiert wurden“. Schaden wird das „Skandälchen“ den sympathischen Jungs von Pleroma kaum. Davon abgesehen ist Vaffanculo nämlich ein wunderbar eingängiger Popsong und durchaus radiotauglich. Und was will man mehr? Pleroma bewegen sich auf Rosso Colore D’Amore stilsicher und ohne grosse Schwächen zwischen den Stilen. Die Mischung aus treibenden Rocksongs und berührenden Balladen ist genau richtig auf den Punkt gebracht. Schlicht und einfach gesagt: Pleroma überzeugen auch mit dem zweiten Album.

Pleroma - Una Questione Di Dignità




  • Pleroma
  • Rosso Colore D'Amore
  • Das Album ist im Handel erhältlich.
  • Mehr Infos zu Pleroma gibt es auf der bandeigenen Webseite.


Kommentare
Login oder Registrieren