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5. März 2011, 00:38 Konzert Music

Schandmaul sehr überzeugend – der Sound weniger

Patrick Holenstein - Das Volkshaus glich einer mittelalterlichen Szenerie. Lange Röcke, wallende Kleider, hohe Zylinder, verschiedenste Röcke und Kilts dominierten das Bild.

Ein Konzertbesucher trug sogar die mittelalterliche Schürze eines Schmieds und ein weiterer war gestylt, wie man sich den leibhaftigen Teufel im Mittelalter wohl ausgemalt hätte. Die Fankultur der Schandmaulanhänger ist sehr lebendig, euphorisch und beeindruckend. Die grösstenteils fantasievollen Kleider nähten sich manche wohl in stundenlanger Handarbeit geduldig und kreativ selbst. Jedenfalls macht es den Anschein. Schandmaul haben zweifellos eine leidenschaftliche Anhängerschaft, die an diesem Abend nur eines wollte: mit der Lieblingsband eine ausgelassen und friedliche Party feiern. Dafür sind Schandmaul natürlich immer zu haben, denn auch die sechs Musiker waren in bester Stimmung.

Blaues Licht und eine einsame Flöte funktionierten als stimmungsvoller, audio-visueller Einstieg in das zweistündige Konzert. Dann starteten Schandmaul den Gig so richtig. Kein Weg zu weit hiess der erste Song. Mit donnernder Energie, die sich sofort auf das Publikum übertrug, eröffneten sie die Show. Schandmaul brauchten keine zehn Sekunden, bis sie das Publikum fest im Griff hatten und das Publikum im Takt klatschte, jubelte und im Laufe des Abends viele der Texte mitsang. Leider war der Sound anfangs sehr enttäuschend abgemischt. Die filigranen und eleganten Flötentöne und die dunkle Stimme von Thomas Lindner, die viel zum typischen Stil von Schandmaul beitragen, ertranken leider gnadenlos im Brei, der aus den Lautsprechern drang. Die Band machte jedoch vieles durch eine tolle Bühnenpräsenz wett und im Laufe des Konzertes besserte der Sound zunehmend und wurde akzeptabel. Musikalisch liess die Band allerdings kaum Wünsche offen.

Teufelsweib war ein markanter Punkt etwas in der Hälfte des Sets. Die Stimmung kochte fast über, die Menschen sprangen, lagen sich in den Armen, tanzten und lachten gemeinsam. Den Titelsong zum aktuellen Album, Traumtänzer, reicherten Schandmaul mit berauschenden Instrumentalparts an oder lag der „Rauschzustand“ doch am „...frisch imprägnierten Hintergrundbild“, wie Sänger Thomas etwas früher den starken Geruch augenzwinkernd erklärte? Bei der wunderschönen Ballade Die Rosen stiegen einige einsame Seifenblasen aus dem Publikum auf. Dein Anblick liess Thomas Lindner gemeinsam mit dem Publikum als grosser Chor ausklingen. Ein schönes Beispiel dafür, wie sehr Schandmaul ihr Publikum mit einbezogen. Ob es ein unterstützendes Schnippen mit den Fingern, gemeinsames Singen oder das obligate Klatschen, das zu Konzerten gehört, war, das Publikum liebt seine Band und umgekehrt natürlich auch, das war sehr schön zu spüren. So meinte Sänger Thomas Lindner am Schluss: „Wir fangen mittlerweile jede Tour in der Schweiz an. Einfach, weil wir uns hier wohl fühlen. Wie in Mutters Schoss.“

Schandmaul waren an ihren Instrumenten sehr behände, versiert und stilsicher. Die zwölf Jahre Bühnenerfahrung waren ihnen durchaus anzuhören. Dazu kommt, dass sie ihre Songs live schon mal variieren. Als Beispiel sei Assassine vom neuen Album genannt. Der Dudelsack, der auf der CD zu hören ist, machte am Konzert einer Flöte Platz und gab dem Song direkt ein anderes Flair. Schandmaul machen auf CD Spass, aber sie sind Live noch einmal ein ganzes Stück besser, das haben sie in Zürich einmal mehr bewiesen.

Alle Bilder von Schandmaul
Titelbild: Volker Beushausen
Copyright: F.A.M.E. Artist Recordings GmbH

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