INLAND EMPIRE

Da sitzt sie noch zu Hause: Nikki Grace (Laura Dern) vor dem Eintritt ins INLAND EMPIRE

Als Nikki Grace (Laura Dern) die Rolle der Susan Blue im neuen Film von Kingsley Stewart (Jeremy Irons) kriegt, ist sie ausser sich vor Freude. Da schafft auch eine bedrohliche Nachbarin, die in beängstigender Weise über das Böse, den Storm der Zeit und vergessene Erinnerungen sinniert, keinen Abbruch. Am Set erfährt Nikki dann aber, dass ihr Ehebruchsdrama lediglich das Remake eines polnischen Filmes ist, der nie vollendet wurde, weil... die Hauptdarsteller während der Dreharbeiten zu Tode gekommen sind. Ein böses Omen? Nikki beginnt wider besseres Wissen eine Affäre mit ihrem Filmpartner Devon Birk (Justin Theroux) und verliert sich immer mehr in ihrer Filmrolle. Plötzlich ist sie in einer gewalttätigen, perversen und surrealen Welt gefangen und versucht, aus ihrem Alptraum, ihrem ehemaligen Film, ihrer Rolle ins reale Leben zurückzukehren. Gibt es aber so etwas wie Realität? Wahrheit? Und Zeit?

kennt Ursache und Antwort.

Mit „A woman in trouble“, beschreibt David Lynch sein neustes Werk. Und natürlich gibt der Regisseur von Blue Velvet und Mulholland Drive auch diesmal keine Hilfe, wie der Film zu verstehen ist. Er selbst weiss nicht, wovon INLAND EMPIRE eigentlich handelt. Mit einer tragbaren Digitalkamera ausgerüstet, hat Lynch Szenen gefilmt, die ihm in den Sinn gekommen sind, ohne Drehbuch, und hat sie hinterher verknüpft.

Das Resultat ist eine 180 Minuten lange Aneinanderreihung von Aufnahmen seiner Lieblingsschauspielerin Laura Dern, die, mal scharf, mal unscharf, mal hübsch, mal heruntergekommen, in Hotelzimmern, am Walk of Fame, in Polen, am Set flucht, kreischt, meist aber verängstigt und sehr verunsichert in die Gegend schaut und „What was before and what was after?“, fragt. Verfolgt wird sie von einer mindestens so bemitleidenswerten Person (Julia Ormond) mit einem Schraubenzieher, die hypnotisiert wurde, verschiedenen suspekten Polen und ihren ganz eigenen Alpträumen. Die Treppe hoch, den Flur entlang, untermalt von der typisch lynchen Geräuschekulisse eines Alptraums und wilden Blitzen. Ab und dann schaut ein heulendes Mädchen eine Fernsehserie mit mutierten Hasen, die zusammenhangslose Banalitäten von sich geben, dann singen fröhliche Prostituierte Lieder aus den 60er Jahren.

Es gibt zwei Arten auf einen derartigen Film zu reagieren: Entweder man applaudiert dem Meister des unabhängigen Films der eine Alternative zu Belanglosigkeiten wie The Holiday liefert und das Filmbusiness und die Macht der Bilder hinterfragt, sitzt mit offenem Mund im Kino und beginnt hinterher andächtiges Rätselraten über Bedeutung des Werks, der surrealistischen Züge und der Zahl 47.

Oder man tritt einen Schritt zurück und fragt sich offen, ob ein derart zusammenhangsloser und zu allem langweiliger Film auch goutiert würde, wenn er nicht vom Liebling der Filmkritik David Lynch stammen würde. Üblicherweise sorgt die Handlung für Spannung und Gesprächsstoff; Lynch entzieht sich mit INLAND EMPIRE wieder einmal jeglicher Diskussion, da der Film – wie der Traum – keinen objektiven Kriterien genügen muss.

Ob man zur ersten oder zweiten Meinung tendiert, sei vor Filmbesuch sorgsam überlegt. 180 Minuten sind eine lange Zeit...

Bewertung: 3 von 5

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Originaltitel: INLAND EMPIRE

Land: USA

Genre: Drama

Dauer: 180 Minuten

Regie: David Lynch

Darsteller: Laura Dern, Jeremy Irons, Justin Theroux, Julia Ormond

Verleih: Frenetic

Kinostart: 5.4.2007

Links

• www.frenetic.ch/
• www.inlandempirecinema.com/