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9. März 2011, 22:57 Konzert Music

Kylie Minogue @ Hallenstadion, 9. März 2011

Eray Müller - Lange mussten die Fans auf das Comeback der kleinen Australierin warten. Kylie Minogue zeigte im Hallenstadion, dass sie immer noch zu den grössten Acts der Gegenwart gehört.

Zwar waren deutlich weniger Fans im Hallenstadion als noch vor ein paar Jahren, dies tat der Stimmung allerdings überhaupt keinen Abbruch.


Zuerst nervte allerdings DJ Jason Buckham eine halbe Stunde lang. Nötig gewesen wäre es nicht. Seinem Befehl „Put Your Hands Up In The Air“ gehorchte niemand. Um 20.35 Uhr wurde Buckhams DJ-Pult schliesslich heruntergefahren und der Blick auf die gigantische Bühne wurde eröffnet. Die grosse Bühne war nötig, auf ihr tummelten sich sechzehn Tänzerinnen und Tänzer sowie fünf Musiker und zwei Backgroundsängerinnen. Einmal mehr bewies Kylie, dass sie ein Showgirl ist. Es wurde gehüpft, getanzt und sogar geflogen. Was die zierliche Sängerin bot, erinnerte mehr an ein Musical als an ein Konzert. Dem Publikum gefiel’s.

Mit Vollgas sang sich Kylie durch’s Programm. Zwar war alles tadellos koordiniert, aber leider liess die perfekte Inszenierung keine Emotionen zu. Wie üblich bei derart grossen Produktionen liess die Spontaneität zu wünschen übrig. Ob die Künstler mit den grossen Shows von ihren dünnen Stimmen ablenken wollen? Wenigstens war der Beweis erbracht, dass Kylie Minogue live singt.


Bei der Show - wie bereits beim aktuellen Album - drehte sich alles um Aphrodite, die griechische Göttin der Liebe, der Schönheit und der Begierde. Dementsprechend wurde auch die Bühne gestaltet. Griechische Säulen zierten den Hintergrund, drei Treppen führten vom Podest auf die Bühne, links und rechts liess sich die Band nieder und ein herzförmiger Catwalk führte weit in den Zuschauerraum hinein. Dieser stand bei I Believe In You zum ersten Mal im Zentrum des Geschehens. Von ihren Tänzern, welche sie bei Wow noch dirigiert hatte, wurde sie auf die kleine Plattform am Ende des Catwalks gezogen. Das durchmischte Publikum zückte die zahlreichen Smartphones, um Kylie aus nächster Nähe in schlechter Qualität für die Ewigkeit festzuhalten. Zwischendurch wurden orientalische Klänge eingespielt, welche an das alte Griechenland erinnern sollten.

Nach dreissig Minuten kamen bereits die ersten Ermüdungserscheinungen beim Publikum. Der ewig gleich bleibende Beat, die ewig gleichen Melodien, die ewig gleichen Tänze und Einspielungen auf den riesigen LED-Wänden machten müde. "Is that the best you can do?" fragte Kylie sogleich, als ob sie's gemerkt hätte. "Mehr liegt leider nicht drin", hätte das Publikum vermutlich geantwortet, aber der House-Beat dröhnte einfach zu laut, niemand konnte das Publikum hören. Spinning Around wurde zu einer grossen Aerobic-Show, mitmachen wollte aber trotzdem niemand so recht. Die Tänzer tanzten mit roten Stühlen, während sich Kylie Minogue im Kreis drehte. Immer wieder versuchte sie, das Publikum mitzureissen, was ihr zwischendurch auch immer wieder gelang, von alleine funktionierte es aber nicht. Übel nehmen konnte man ihr die Hyperaktivität aber nicht wirklich. Sie kam durchaus sympathisch rüber und dass sie nach ihrer Brustkrebsdiagnose den Weg zurück ins Leben und ins Showbusiness gefunden hat, gönnte man ihr ebenfalls.


Ein Highlight war Slow, welches in einer langsamen Jazz-Version gespielt wurde, eine mehr als willkommene Abwechslung zum monotonen Dance-Sound. Kylie Minogue stand in der Mitte einer geneigten und sich drehenden Scheibe, auf welcher Tänzerinnen lagen und mit Federboas tanzten. Wieso nicht? Leider blieb es nicht lange bei dieser Überraschung, die zweite Hälfte des Songs wurden in der bekannten - wie könnte es auch anders sein - Dance-Version gespielt. Schade! Die etwas mehr als 8'000 Besucher im Hallenstadion schien dies nicht zu stören. Sie klatschten laut mit und wurden immer wärmer, spätestens bei Can't Get You Out Of My Head, welches überraschend rockig daherkam, und In My Arms war das Publikum nicht mehr zu bremsen. Bei Looking For An Angel fand Kylie sogar einen Engel. Einer der Tänzer schwebte mit grossen weissen Flügeln über die Bühne und nahm Kylie mit, das hätte sogar David Copperfield nicht besser gekonnt.

There Must Be An Angel (Playing With My Heart) war die Antwort auf den kurzen Flug mit dem Engel. Kylie brachte die Stimmung mit dem Eurythmics-Cover auf das nächste Level. Vor allem die grandiosen Backgroundsängerinnen, welche stimmlich einiges besser sind als ihre Chefin, brachten das Hallenstadion zum beben. Eigentlich erstaunlich, welche Karriere die 42-jährige Sängerin hinter sich hat. Vom Soapstar in der australischen Serie "Neighbours" arbeitete sich innerhalb von zwanzig Jahren zum weltweiten Superstar hoch. Dass sie ihren Erfolg geniesst, sieht man ihr an. Kylie wurde für die Bühne geboren.

Dass auch die Shows immer grösser werden, ist eine logische Konsequenz. 45 Tonnen Equipment wurden auf dieser Tour von 25 Trucks herumgekarrt. Die Bühnenkonstruktion kostete 10 Millionen Dollar und benötigte alleine 10 Trucks, die gesamte Crew umfasst 120 Personen. Dass Kylie aber sogar die Namen der Security-Leute kennt und weiss, woher sie kommen, ist eher überraschend und spricht für die Australierin. Bei Put Your Hands Up (If You Feel Love) wurde wieder um die Wette getanzt. Diesmal gehorchte das Publikum. Nach 110 Minuten verabschiedete sich Kylie Minogue dann von der Bühne.

Während den letzten beiden Songs verwandelte sich die Bühne in eine Wet Zone. 40'000 Liter Wasser machten das Spektakel perfekt. Springbrunnen und Fontänen erstaunten das Publikum, sogar auf dem Catwalk waren zahlreiche Düsen angebracht. Mit All The Lovers endete ein im grossen Ganzen gutes, aber zeitweise etwas durchzogenes Konzert nach rund zwei Stunden.

Weitere Informationen:
Kylie Minogue

Bilder: usgang.ch. Hier gehts zur kompletten Galerie.

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