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12. April 2008, 10:13 Music Konzert

James Taylor @ KKL

Christina Ruloff - Der alte Barde, Liebling aller Väter singt wieder: James Taylor machte mit seiner „One Man Band“ Halt im KKL – und gab ein wunderschönes, friedliches und natürlich sentimentales Konzert.Man fühlt sich direkt wie auf einem Familienausflug, zurück im Auto und James Tayl...

Der alte Barde, Liebling aller Väter singt wieder: James Taylor machte mit seiner „One Man Band“ Halt im KKL – und gab ein wunderschönes, friedliches und natürlich sentimentales Konzert.

Man fühlt sich direkt wie auf einem Familienausflug, zurück im Auto und James Taylor besingt mit seiner ruhigen und zugleich so ernsthaften und herzlichen Stimme ein Amerika, wie es sehr wohl nur in Taylors und unserer Fantasie existiert: Voller Väter auf Fahrrädern, riesigen Monden, offenen Landstrassen und guten Menschen. Die Gitarrenakkorde, die Stimme vor allem – es kommt einem alles so alt und bekannt vor. James Taylor sitzt aber wahrhaftig im ausverkauften KKL auf einem grossen Holzhocker auf der Bühne, gemütlich und bester Laune, ein weitgereister und freundlicher alter Bekannter, die Gitarre geschultert und singt seine beliebtesten Songs: My Traveling Star, Shower The People, Cooperline, You Can Close Your Eyes und natürlich You’ve Got A Friend. Er hat sie alle bestimmt schon einige hundert Mal gespielt, und doch ist er sich nicht zu gut, sie für die begeisterten Fans zu singen, versucht das Publikum auch nicht mit dem Einspielen weniger bekannter Songs oder musikalischen Experimenten zu erziehen. Er liebt seine Songs ganz offensichtlich und singt sie mit wahren Anteilnahme und Begeisterung. Und im KKL mit seiner grossartigen Akustik klingen sie noch ein bisschen schöner.

Natürlich sind seine Songs alle ziemlich sentimental. Sentimentalität und viel Gefühl gehören dazu wie der echte Charme des Sängers, der mit einem Diaprogramm (das auf eine etwas grössere Leinwand projiziert wird und etwas an die Sonntagnachmittage bei einem entfernten Verwandten erinnert) durch die Show und durch sein Leben führt, die Lieder einleitet und einzelne Aspekte erklärt. Heimweh auf Formentera, Sehnsucht nach Carolina und seiner Familie leitet zum Höhepunk Carolina In My Mind über. Und was Richard Nixon (miesepetrig und schmierig wie eh und je, eingeblendet) mit Sun Moons Massenhochzeit im Madison Square Garden zusammen in Line’em Up verloren haben – diese Zusammenhänge bringen das Publikum zum Lachen. Dass Bilder mit der (falschen) Musik auch eine subversive und gefährliche Wirkung haben können, schildert Taylor, indem er You’ve Got A Friend allerliebst gesungen genüsslich mit Bildern von Stalin und einer Militärparade auf dem Roten Platz unterlegt.

James Taylor – und das macht ihn so unheimlich sympathisch – weiss natürlich um seine sentimentale Ader, nimmt sich aber (wie die Stalin-Montage und natürlich sein berühmter Cameo-Auftritt in „The Simpsons“ zeigen) nie ganz ernst, macht selbstironische Witzchen (wie wenn er erzählt, dass seine Frau in einem Chor „echte Musik, wie Mahler oder Schubert“ singt) und bleibt trotz allem der bescheidene und freundliche Nachbar von nebenan, der beim Erzählen etwas stottert und unsicher wirkt. Politisch wird es nie, doch seine wütende, von einer irrwitzigen, selbst-trommelnden Holzkonstruktion begleitete Slap Leather-Version, sagt mehr als mancher anbiedernde Spruch, zu dem sich amerikanische Künstler in Europa oftmals bemüssigt fühlten:

  • Take all the money that we need for school
  • And to keep the street people in out of the cold
  • Spend it on a weapon you can never use
  • Make the world an offer that they cant refuse
  • Open up the door and let the shark-men feed
  • Hoover of the future in the land of greed
  • Sell the ponderosa to the japanese
Am Ende ist James Taylor aber wieder der liebenswürdige Künstler, der sich und seinem treuen Publikum einen Abend lange eine grosse Freude gemacht hat. Er bedankt sich freundlich und gibt geduldig Autogramme.

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