Minor Majority - Candy Store
Simon Knopf - Im Jahr 2000 als kleines Studioprojekt ins Leben gerufen, ist die Band Minor Majority in ihrer Heimat Norwegen innert weniger Jahre zum erfolgreichen Pop-Act aufgestiegen. Auf das Debütalbum Walking Home From Nicole’s (2001) folgten drei weitere Platten, 2004 erhielt die inzwi...
Ein erster Hördurchgang bestätigt: das Album wird seinem Namen gerecht. 18 (bitter-)süsse Song-Bonbons laden hier zum Ohrenschmaus ein. Minor Majority spielen langsamen, melancholischen, mit Keyboard- und Streichereinlagen untermalten Gitarrenpop. Einige der Songs weisen durchaus folkige oder countryeske Züge auf: Das wehmütige There Will Come Another etwa setzt mit einer klagenden Mundharmonika ein, der Track Alison endet mit einer verspielten Banjo-Passage. Mit einer klaren, angenehmen Stimme trägt Pål Angelskår seine Texte von unglücklicher Liebe und gescheiterten Beziehungen vor. Wiederholt bekommt er dabei gesanglich weibliche Unterstützung – allen voran von Karen Jo Fields, die auf fünf Liedern zu hören ist. Der schöne mehrstimmige Refraingesang der Band erinnert an die späten Jayhawks, musikalische Anleihen finden sich ferner bei den Tindersticks und den norwegischen Landsleuten von Kings Of Convenience.
„Candy Store ist kein Album der grossen Melodien oder raffinierten Texte“, wollte ich hier nach dem ersten Durchhören eigentlich schreiben. Und dass ein Best-Of mit einem solchen Titel musikalisch etwas facettenreicher hätte ausfallen können – wer in den Süsswarenladen geht, will lieber einen Haufen verschiedener Leckereien als eine einzige lange, gleichförmige Zuckerschlange. Doch je länger ich an der Zuckerschlange naschte, desto besser schmeckte sie mir. Nach dem dritten oder vierten Hördurchgang hatte mich die Band für sich gewonnen. Anstatt das Album für mangelnde Variation zu tadeln, anerkenne ich es nun als homogenes, in sich geschlossenes Werk. Candy Store bietet weder musikalische Innovation noch lyrische Originalität, aber ideale Couch-Musik – Lieder zum Entspannen, Dösen und Träumen. Muss ja auch mal sein.
Verfasst von Philipp Ramer