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17. März 2011, 18:17 Konzert Music

Beethoven's Last Night, der Teufel und Hardrock

Patrick Holenstein - Man nehme die bekanntesten Stücke Beethovens, eine kräftige Portion schnörkellosen Hardrock, dazu richtig viel Feuer, Laser und Lichteffekte und mixe die Ingredienzien einmal kräftig durch. Fertig ist das aktuelle Programm des Trans-Siberian Orchestra. Im Hallenstadion hat es funktioniert.

Erzählt wurde die letzte Stunde Beethovens. Als Musical, sprich mit verschiedenen Rollen, die jeweils von den betreffenden Protagonisten gesungen wurden. Den roten Faden bildete der „Gespenstische Erzähler“ wie er im Programmheft benannt wurde. Bryan Hicks heisst der Mann und er hat seine Sache sehr gut gemacht. Charmant und witzig führte er den Zuschauer an Beethoven heran. Der sass gerade an seiner 10. Symphonie, als ihn Mephistopheles besuchte, um seine Seele zu holen. Hicks schilderte, wie der Teufel mit sich handeln liess und im Tausch für Beethovens Seele sämtliche Musik aus dessen Feder verlangte. Eine Stunde Zeit sollte der Komponist erhalten, um eine Entscheidung zu fällen. Natürlich überlistete Beethoven den Fürsten der Unterwelt im Finale.

So weit so gut. Die Geschichte, so oberflächlich sie auch war, stand ja nicht im Mittelpunkt. Das darf sie gar nicht, denn wer nicht sehr gute Englischkenntnisse besass, war hilflos. Sämtliche Erzählungen waren nämlich in Englisch gesprochen. Zwar wurde auf zwei kleinen Monitoren am Bühnenrand übersetzt, aber die Schrift war längst nicht überall gut zu lesen. Dieser Umstand wurde im Anschluss an das Konzert auch mancherorts im Foyer kontrovers diskutiert. Aber im Mittelpunkt stand ja die Musik und über die kann man wahrlich nicht viel meckern. Die Mischung stimmte. Zwar war der Anteil an schnörkellosen und teilweise harten Rockrhythmen ziemlich hoch, aber auch Beethovens Stücke kamen nicht zu kurz. So wurde beispielsweise die berühmte Fünfte Symphonie von einem wahren Mosaik aus Licht und Laser begleitet und die Gitarren durften sich später genüsslich über die Ode an die Freude hermachen.

Die Band spielte präzise, variantenreich, vergass sich in schwelgerischen Soli und Instrumentalparts und das fabelhafte Orchester unterstütze sie dabei. Nicht zu vergessen sind die beiden tollen Sängerinnen, die ihren Rollen Leben einhauchten. Klar, der Kern der Sache war Hardrock, aber die Musik war deutlich breiter. Von sanften Klavierklängen über Blues und Soul, von Balladen bis zu brachialen Rockknallern reichte das Spektrum. Dazu zucken Laser, blitzen die Stroboskoplichter und flackert sehr viel Feuer. Schlicht ein audio-visuelles Spektakel. Als nach zwei Stunden das Rockmusical beendet wurde, war aber noch nicht Schluss.

Jetzt wurde Paul O’Neill, einer der Köpfe hinter dem Trans-Siberian Orchestra, auf die Bühne gebeten. Er eröffnete die Zugaben und spielte mit der 18-jährigen Blueshoffnung, Kayla Reeves, aus Texas einen Song. Nach einigen Minuten überliess er ihre die Bühne ganz. Kayla nutzte die Gelegenheit und startete sofort in eine rotzfreche Hardrockversion des Beatlesklassikers Help!. Spritzig, frech, unbekümmert und gut. Hoffentlich hört man von ihr noch. Mit Chance und Another Way beendeten schliesslich zwei Song aus dem Repertoire von Savatage, jener Band, die massive an der Entstehung des Projekts beteiligt war, den unterhaltsamen Abend.

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