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11. April 2011, 20:25 Kolumnen

Berufseinstieg (1): Ein Anfang ohne Ende

christian zweifel - An Formalitäten hat es in der Schweiz noch nie gemangelt. Wer von den hiesigen Fachhochschulen und Universitäten ein Diplom in die Hände gedrückt bekommt, der wird erst einmal gründlich in die Irre geführt. Das staatsmännisch anmutende Format solcher Auszeichnungen macht den Absolventen glauben,

An Formalitäten hat es in der Schweiz noch nie gemangelt. Wer von den hiesigen Fachhochschulen und Universitäten ein Diplom in die Hände gedrückt bekommt, der wird erst einmal gründlich in die Irre geführt. Das staatsmännisch anmutende Format solcher Auszeichnungen macht den Absolventen glauben, weiss Gott was zwischen den Fingern zu halten.

Die vom anwesenden Dekan soeben erteilte Auszeichnung in der Tasche, tritt hoch erhobenen Kopfes der frisch Gezeichnete aus dem Saal, um den auf Hochglanz polierten Prospekt sämtlichen Verwandten, Anverwandten und Bekannten unter die Nase zu halten. Und dann ? Dann wird er den an Fettleibigkeit gewinnenden Bewerbungsordner mit steigender Anzahl Sorgenfalten konstatieren und sich fragen: Wozu das alles ? Da hat man brav in den wurmigen Holzbänken gesessen, Klausuren gelöst – und erntet nicht.

Ob die in den Vorlesungssälen verkündete Lehre Früchte trägt, ist den Professoren gleichgültig. Sie kennen den Arbeitsmarkt nur aus der Theorie. Wer es hierzulande einmal auf den Lehrstuhl geschafft hat, der darf dort sitzen bleiben bis zur Pension. Und wie sie thronen ! Es sei denn, ein noch grosszügigeres Gehalt lockte die Könige weg von ihren Stühlen. Das aber kommt äusserst selten vor, denn solch fürstliche Gehälter, wie sie die Professoren und Dekane hierzulande einstreichen, will und kann sich das nahe Ausland nicht leisten.

Fazit: Viele der an den Universitäten gelehrten Wissenschaften sind sich selbst erhaltende Wissenschaften, was soviel bedeutet, dass sie nur dazu dienen, die Lehrstühle und ihre Exponenten zu nähren. Davon profitiert allerdings nur eine bescheidene Minderheit, während der Grossteil der Zöglinge leer ausgeht. Die Universität fabriziert Hundertschaften von Absolventen, mit denen der Arbeitsmarkt gar nichts anzufangen weiss - so wenig anzufangen weiss wie mit den Professoren und ihren Theorien.

Kommentare
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ROHRER 20.04.2011 um 13:31
Es genügt doch einfach nicht mehr, "nur" zu studieren. Ist das schlimm? Nein, die Zeiten haben sich geändert. Ein Diplom plus Arbeitserfahrung ist sehr viel Wert, finde ich.