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17. April 2011, 11:59 Konzert Music

Katzenjammer: heissblütiger Ritt durch die Genres

Patrick Holenstein - Vier heissblütige Norwegerinnen haben den Zürchern so richtig gezeigt, wie man eine Party feiert. Wieso das Quartett weit über die Landesgrenzen Norwegens hinaus einen erstklassigen Namen hat, bewiesen Katzenjammer im Plaza eindrücklich.

Die undankbare Aufgabe des Einheizens durfte Unni Wilhelmsen übernehmen. Die ebenfalls aus Norwegen stammende Singer-/Songwriterin hat zwar eine spannende Stimme, mal kratzig roh und dann wieder glasklar, schlicht und nur schön, doch trotzdem gelang es ihr nicht, gegen den Lärmpegel zu bestehen. Das harte Los so mancher Vorband. Schon besser erging es da Katzenjammer. Die vier alles andere als kühlen Ladies aus dem hohen Norden hatten das ausverkaufte Plaza sofort im Griff. Das Publikum hing schon nach wenigen Minuten gebannt an ihren Lippen und liess sich dankbar von der Musik betören. Wieso auch nicht? Wann wird man schon mal auf einen Streifzug eingeladen, der durch unzählige Genres der Musikgeschichte führt? Bei Katzenjammer finden sich viele Stile in den Songs. Ob Swing, der einen direkt in die 1920er und –30er entführte oder Country, in Anlehnung an die bevorstehende US-Tour, aber auch Blues, irisch anmutende Klänge, Zuckergusspop, Gypsymusik, Walzer, Rock `n Roll oder Balkanfolk – was immer das Herz begehrt, Katzenjammer haben es bestimmt im Repertoire.

Dabei waren auch zwei Cover. „Wer kennt denn Jeff Buckley?“ wollte Marianne Sveen wissen, bevor sie Be My Husband anstimmte. Das zweite geliehene Stück war eine herrlich schleppende, bluesige und konsequent reduzierte Version von Land Of Confusion, im Original von Genesis, aus der Zeit, als Phil Collins die Band anführte. Der Song war einer der grossen Momente im Set, was aber keineswegs gegen Katzenjammer spricht, die waren nämlich auch mit eigenem Material bestechend gut. So inszenierten sie Hey Ho On The Devil’s Back genüsslich als kleine Horrorshow, in dem sie mit verstellten Stimmen das Intro in die Länge zogen. Dabei amüsierten sie sich prächtig und zeigten eine schier unerschöpfliche Energie, die das Publikum schnell absorbierte. Es wurde getanzt, gejohlt, gefeiert und gesungen. Szenenapplaus gab es gar, als Solveig Heilo die Bassdrum bediente und gleichzeitig die Trompete blies. Aber nicht nur das Schlagzeug stand im Raum, sondern unzählige andere Instrumente fanden den Weg auf die Bühne. Hackbrett, Xylophon, Bass-Balalaika, Ziehharmonika, Trompete oder Banjo, um nur einige zu nennen.

Turid Jørgensen beim Bearbeiten der grinsenden Bass-Balalaika.
Turid Jørgensen beim Bearbeiten der grinsenden Bass-Balalaika.

Ohrenbetäubender Lärm von hunderten Händen und Füßen holte die vier Frauen nach dem Abschluss des Sets zurück auf die Bühne. A Bar In Amsterdam brachte das Plaza komplett zum Kochen. Katzenjammer wissen definitiv, wie man Menschen begeistert und tragen den hervorragenden Ruf, der ihnen vorauseilt, zurecht, denn live sind Katzenjammer ein Erlebnis. Sogar mit einer a cappella-Einlage während der Zugabe wissen sie zu überzeugen. Der Song dazu gerät allerdings zu stark in den Bereich des Kitsches. Etwas, was die Band ansonsten geschickt umschiffen konnte. Für die letzte Zugabe bat die Band Unni Wilhelmsen auf die Bühne und gemeinsam verabschiedeten sich die fünf Musikerinnen vom Zürcher Publikum. So wurde die gute Unni zum Schluss – zusammen mit Katzenjammer - doch noch verdient für ihre anfängliche Leistung belohnt.

Katzenjammer - Land Of Confusion live




Katzenjammer haben letztes Jahr mit Students geplaudert. Hier geht es zum Interview.

Bild von usgang.ch. Mehr Bilder gibt es in der Galerie.

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