Marianne Faithfull @ Kaufleuten
Christina Ruloff - Back at work and blonde again – Marianne Faithfull bescherte dem Kaufleuten mit ihrer grandiosen Band einen schlicht wunderbaren Abend, der dem Publikum in schöner Erinnerung bleiben wird: So sollten Konzerte immer sein!
Marianne Faithfull sieht genau so aus, wie man sie sich vorstellt: In einer schwarzen Jacke, einer weissen Bluse mit Mäschchen und den obligaten Highheels betritt sie die Bühne und man merkt, dass sie sich ausgesprochen freut, an diesem Abend hier zu sein – nach einem Monat Tourneepause, vor einem ihr bekannten Publikum, das sie liebt und schätzt. Das Erstaunlichste ist vielleicht, dass man schon nach zwei, drei Sätzen das Gefühl hat, diese Frau zu kennen und sie unumwunden sympathisch findet. Und das wiederum liegt daran, dass Marianne Faithfull keine Starallüren hat, sondern gut und gerne mit den Zuschauern einen Schwatz hält, frei von der Leber weg erzählt, was ihr gerade in den Sinn kommt und freigiebig den schwitzenden Fans in der ersten Reihe Kleenex Tücher verteilt. Da verzeiht man ihr auch, dass sie bereits nach einer Stunde ausser Puste ist („Ich vertrage keine High Heels mehr“, klagt sie), sich in den obligaten Kaufleuten-Thron fallen lässt und sich eine Zigarette gönnt, gegen die Müdigkeit und weil sie Lust hat. Einen Publikumswunsch („Sing Me Back Home“, ein Cover von Merle Haggard) erfüllt sie gerne und freut sich, dass andere Leute dieses Lied auch toll finden... einen anderen lehnt sie mit „you wish“ glatt ab.
Ihre Lieder werden aber nie zur Nebensache, sie hat noch immer ihre starke und markante Stimme und überzeugt auch hier auf der ganzen Linie. Die Songs stammen mehrheitlich vom neuen Album „Horses and High Heels“ – besonders bleiben das gleichnamige Lied, „Why Did We Have To Part“ und „That’s How Every Empire Falls“ in Erinnerung, auch weil die Band um Wayne Kramer (Mitbegründer der Band MC5) einfach eine Klasse für sich ist und die allein den Eintritt lohnt. Was die Truppe an Gitarrensolos hinlegt, ist bewundernswert. Faithfulls Klassiker „As Tears Go By“ bietet einen willkommen Ausflug in die Vergangenheit – der Song stammt aus dem Jahre 1964. Der absolute Höhepunkt ist aber „The Crane Wife“, der Song rockt und ist einfach grossartig, - es fehlte nur noch Nick Cave.