L-A-E-R-M
christian zweifel - Es gibt nichts, woraus der Mensch keine Rendite herauszuschlagen wüsste. Eines aber macht er völlig umsonst: L-A-E-R-M. In der Frühjahreszeit hat das seinen Anfang und zieht bis weit in den Herbst hinein. Geschlagene sechs Monate im Jahr wird jedermann gezwungen, am Leben der andern teilzunehmen.
Frau A fliegt auf ihrem Balkon auf und ab, zur Rechten die Giesskanne, zur Linken das Telefon. Man erfährt: ihr Mann sitzt grade im Zug (in Wirklichkeit bei seiner Geliebten). Dann: der gemeinsame Sohn ist mit zehn Jahren immer noch Bettnässer und leidet ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom). Den Opa plagen die Hämorrhoiden, die Oma hat Verstopfung. Wer in zwei Wochen die Kinder hüte ? Ausgerechnet jetzt verschluckt der Tunnel seinen Zug mitsamt Ehemann. Konsternierter Blick ins Telefon, Ende der Konversation.
Nachdem er sämtliche Fenster aus ihren Angeln gerissen hat, spielt der Sohn der Familie B. Klavier und singt: „Oh happy day, oh happy day, Jesus I wished you had never gone away...“. Er ist vierzehneinhalb, liegt im Stimmbruch und damit arg daneben.
Wo Mensch, da Hund. Bellt der eine nicht, bellt der andere. Manchmal bellen sie alle beide zusammen; dann nämlich, wenn der eine den anderen dazu mahnt, dass er jetzt gerade nicht bellen soll (Mittagszeit). Fängt aber einer an zu bellen, stimmt der Rest mit ein (Domino Effekt), und es bellen vier bis fünf Hunde gleichzeitig.
Lärm ist DIE Eigenschaft des Menschen schlechthin, und seine primitivste zugleich.Nur das Denken macht keinen Lärm, aber diese Eigenschaft nutzt er selten. Der Mensch lärmt zu viel und denkt zu wenig. Darum ist er, trotz geistiger Evolution, nicht gar so weit gekommen. Das mag auch erklären, warum wir uns mit Katz und Hund so gut verstehen.
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