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31. Mai 2011, 21:29 Bücher Kultur

Review: Und morgen bringe ich ihn um!

Claudia Maag - Katharina Münk ist lebender Blackberry, Statussymbol und Punchingball in einem. Unter kalten Strategen, heissblütigen Cholerikern, Technikversagern und Höhlenmännern behält sie einen kühlen Kopf. Nun rechnet sie mit dem Top-Management ab. Ideale Sommerlektüre.

Sie ist rechte und linke Hand, lebender Blackberry, Statussymbol, Burgfräulein, beinharte Wächterin und Punchingball in einem: Die Chefsekretärin im Top-Management. Sie muss alles ertragen, egal ob der Chef ein Spinner ist oder ein Despot – und dabei möglichst lächeln. Katharina Münk berichtet von der Sekretärinnenfront. Der Name Katharina Münk ist ein Pseudonym, eine weise Entscheidung, lässt sie doch kein gutes Haar an der deutschen Chefetage. In achtzehn Jahren Sekretärinnenberuf erlebt Münk Egomanen, Narzissten und Höhlenmänner, getarnt im Gucci-Anzug. Vorgesetzte, die fasziniert sind von der Technik, alles haben wollen und dann nicht damit umgehen können. Solche, die alles kontrollieren, alles protokollieren wollen, während sie in eine Akte Galgen mit kleinen Männchen kritzeln. Sie wird sogar einmal von einem manisch-depressiven Chef mit der Waffe bedroht. Doch Münk lächelt – und zeigt den Bossen dabei ihre Zähne.

Sie ist auch Privatsekretärin. Morgendliche Anrufe der Chef-Ehefrauen sind keine Seltenheit. Köstlich die Szene, in der die verwöhnte Ehefrau mit den Worten anruft: „Es ist ganz schrecklich. Es tut sich nichts.“ Das Garagentor lässt sich nicht öffnen. Grenzwertig wird es beim engsten Kreise der Privatsphäre. Die Angestellte erfährt von der Arztliquidation inklusive Krankheitsgeschichte, den Liebschaften, persönlichen Vorlieben und E-Banking-Daten. Gemäss Münk denken sich die Top-Manager dazu: „Meine Frau liebt mich, aber meine Sekretärin kennt mich.“

Doch nicht nur die Männer aus der Top-Etage bekommen ihr Fett weg, auch die Arbeitnehmenden werden unter die Lupe genommen. Diese unterschiedliche, glanzlose Zunft schluchzt auf der Damentoilette, manipuliert mit kurzem Rock den Vorgesetzten beim Diktat, ist Fels in der Brandung oder blickt mehr ins Nagellackfläschchen als in den Duden. Jene Sekretärinnen mit Pezzi-Gymnastikbällen sind so unscheinbar, dass man durch sie hindurchsieht, während andere ihre Johanniskraut-Kapseln als Tagesjoint griffbereit halten.

Wer schon fürs Top-Management oder einen neurotischen Chef gearbeitet hat, wird dieses Buch mögen. Wer diese Welt nicht betreten hat, wird es eher als langatmig mit zu wenig markanten Höhepunkten erleben. Trotzdem ist es dank trockenem Humor und treffender Wortwahl eine amüsante Lektüre, ideal für den Sommer. Chefs sollten sich nach der Durchsicht eine schusssichere Weste kaufen. Natürlich von ihrer Chefsekretärin bestellt.

Eichborn Verlag, sFr. 14,90, August 2006

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