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15. Juni 2011, 23:40 Konzert Music

Katie Melua webt Melodiefäden im Hallenstadion

Patrick Holenstein - Ihre Stimme und eine Gitarre – mehr braucht Katie Melua nicht, um die Menschen zu berühren. Beim Zürcher Konzert im Hallenstadion hatte sie trotzdem eine Band dabei. Sowohl die georgische Sängerin als auch ihre versierten Musiker haben das Publikum begeistert.

Auf der spartanisch gestalteten Bühne wirkte Katie Melua manchmal etwas verloren, allerdings nur optisch. Einzig ein Podest für die Band und ein Screen waren als Teil der Show aufgebaut worden. Die zierliche Georgierin bewies aber von der ersten Sekunde an, dass sie auf ihre Stimme voll vertrauen kann. Wie sonst wäre der Mut zu erklären, dass sie als Eröffnungssong The Closest Thing To Crazy spielte, sich dabei gekonnt selbst begleitete, und das Hallenstadion in stiller Begeisterung erstarren liess. Als nämlich die ersten Klänge der Single, die Katie zum Durchbruch verholfen hatte, das Stadion erfüllten, waren die 9300 Menschen in der fast ausverkaufen Arena bereits fest im Bann der Magie von Katie Melua.

Damit wäre das Soll erfüllt, war man versucht zu denken. Und eigentlich hätte man abbrechen können, denn dieser Song und die absolut packende und aufopfernde Art, in der Katie die Ballade sang, setzten die Latte hoch an. Als sich beim The-Cure-Cover Just Like Heaven schliesslich die Band zu Katie gesellte, war schnell klar, dass der Eindruck massiv täuschte. Jetzt war Katie Melua erst in ihrem Element: der Musik. Sie wechselte von countryesker Ballade (The One I love Is Gone), zum von Latin gefärbten und problemlos in jeden Film Noir passenden Jazzsong (A Moment Of Madness), liess sich von schwebenden Gitarren und tief melancholischen Melodiefäden tragen (If You Were A Sailboat) und sorgte mit der etwas anderen Liebeserklärung (Nine Million Bicycles) für frenetischen Applaus.

Einzig bei God On Drums, Devil On The Bass und dem Canned-Head-Cover Going Up The Country sprang der Funke nicht über. Kann sein, dass es von Letzterem einfach schon zu viele Interpretationen gibt. Zwei Songs, die einen Bruch im Set manifestierten, der irgendwie überraschend war, gleichzeitig aber eine Abwechslung bot. Auch wenn die Dramatik etwas sehr erzwungen wirkte. Hier konnte Katie nicht überzeugen, wirkte gar auf seltsame Art unterfordert. Zudem lebt sie ganz klar in den Balladen am meisten auf.

Die leisen Songkonstrukte sind dann gut hörbar das Markenzeichen von Katie Melua. Am besten ist Katie nämlich immer dann, wenn sie absolut reduziert, nur von der Gitarre begleitet, das Stadion beschallt. Es sind die kleinen Nuancen, die zerbrechlichen Melodiefäden und feinen Mosaikstückchen, mal ein Vibrieren in der Stimme, mal ein Klagen der Gitarre und es ist vor allem die Chemie zwischen den Instrumenten, die der Musik von Katie Melua über die Länge des Konzertes sehr viele Facetten schenkt. In jenen Momenten kommt ihre volle Stärke als Künstlerin, aber auch als Songwriterin, zum Ausdruck. Sie vermag es wie nur wenige, solch leise Stücke zu grossen Momenten zu stilisieren, indem sie sich völlig dem Song unterwirft und auf diese Weise gibt sie ihren Liedern diesen für sie typisch unpathetischen und fern jeglichen Kitsches liegenden Glanz.

Den krönenden Abschluss für ein überzeugendes Konzert bildete Kozmic Blues. Das Janis-Joplin-Cover erinnerte anfänglich deutlich an den scharf schleppenden, von Slidegitarren getragenen Blues von Ry Cooder, entpuppte sich Augenblicke danach als später Knaller im Set und wandelte sich schlussendlich in ein veritables Bluesrockungetüm. Besser als in diesem Moment haben Katie und ihre Band an diesem Abend nie funktioniert.

Alle Bilder stammen aus der Galerie von usgang.ch

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