Wir sind gekommen, um zu bleiben
Annekatrin Kaps - Der Hit von „Wir sind Helden“ war auch das Publikumsmotto beim Stimmenfestival auf dem Marktplatz in Lörrach, dass sich selbst vom einem kräftigen Regenguss nicht vertreiben liess. Deutschpop ist auch das Markenzeichen Philipp Poisels, der mit seiner Band im Vorprogramm den Massen einheizte.
Sie sehen aus wie die netten Jungs von nebenan, die einen im karierten Hemd, der Sänger im gestreiften T-Shirt, die Haare nicht zu lang, Wasser- oder Colaflaschen neben sich stehend. Doch ihre Musik ist mehr als nur nett, der versponnene Sound mit ruhigem Rhythmus klingt einfach cool. Die leicht nuschelnde Stimme Philipp Poisels, die an den Sänger von Keimzeit erinnert, ist das Wichtigste bei dieser Art von Balladenrock. Ein bisschen Herz Schmerz darf auch sein, bei „Wo fängt Dein Himmel an und wo hört er auf?“ kreischen die ersten Groupies los.
Mit traurig schönen Melodien, die zwischen soft und lässig pendeln, geht es weiter, die Gitarren noch verstärkt von einem Akkordeon. Dazwischen erzählt Poisel sympathisch ehrlich von einem misslungenen Ferienflirt, der immerhin den nächsten Song inspirierte. Mit spanischen Gitarrenklängen und einer Trommel, die wie Kastagnetten tönt, wird’s noch entspannter, Sommerfeeling „Wir gehen mit Sand an den Strand“ zumindest akustisch erzeugt.
Dass es zwischendurch wie aus Eimern schüttet, stört das tanzende Publikum kaum, auch die Musiker spielen völlig selbstvergessen ihre dezent melancholischen Lieder, Textzeilen wie „Mit jedem Deiner Fehler liebe ich Dich mehr“ werden von den meisten mitgesungen.Nach einer quälend langen Pause kamen endlich „Wir sind Helden“ und elektrisierten mit den ersten Takten. Eine sichtbar gutgelaunte Judith Holofernes im mit Blümchen bestickten Kleid über schwarzen Leggings, flankiert von der schwarz gekleideten Band, sang vor dem nun proppenvollen Marktplatz.
Treibende, packende Rhythmen mit flirrenden Klängen, darüber die helle Stimme der Sängerin, die mit „Ich weiss nicht weiter, ich weiss nicht, wo wir sind“ begann. Die tiefsinnigen, realistischen Texte sind zum Markenzeichen der Berliner Band geworden, die längst Kult ist. „Wir sind gekommen, um zu bleiben und wir gehen hier nicht weg“ versprach sie mit dem nächsten Lied und das traf fürs Publikum auch zu.
Bei ihrem bekanntesten Hit „Bitte gib mir nur ein Wort“ flippten die Massen dann endgültig aus, befeuert von Holofernes und den Gitarristen, welche die Bühne in einen Laufsteg verwandelten und mit allerlei launigen Sprüchen die Partystimmung anheizten. Die Songs ihres neuen Albums "Bring mich nach Hause" sind weniger rockig, "Wolfgang und Brigitte" kommt schon fast soulig daher. Hämmernde Bässe und stakatto-mässigen Sprechgesang gab es dafür bei "Guten Tag", einem der älteren Lieder. Flatternde Hände bei "Aurelie", ein selbst singendes Publikum bei "Denkmal" - "Wir sind Helden" begeisterten und überzeugten durch ein gelungenes Konzert, die Fans wären gern noch länger geblieben.
Bilder :Copyright STIMMEN-Festival 2011