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14. August 2011, 16:45 Politik

Unmoralische Ferien?

students Redaktion - Ich sitze gerade im Zug Hamburg-Basel und komme zurück von meinen unmoralischen Ferien. Mit unmoralisch meine ich natürlich nicht meinen touristischen Besuch der Reeperbahn in Hamburg, obwohl die bekanntlich ja auch nicht ganz sündenfrei ist.

Nein, unmoralisch fühlte sich die Reise dann an, wenn man die Euro-Preise in Franken-Werte umrechnete. Gewohnt an die Faustregel „die Hälfte dazu“, war ich immer wieder überrascht, wie günstig alles war. Für uns „arme Jugendliche“ war das natürlich ideal. Doch als ich über die weiterreichenden Folgen des tiefen Euros –oder vor allem des starken Frankens – nachdachte, befielen mich Zweifel, ob die billigen Preise wirklich so toll seien. Die Gefahren für den Schweizer Tourismus und die Schweizer Exportbranche aufgrund des starken Frankens kannte ich nur zu gut. Und so stellte sich mir die Frage, ob wir Schweizer Touristen im Ausland diese schwierige Situation denn einfach ausnutzten und somit unmoralisch handeln würden.

Doch schnell wurde mir klar, dass es andere sind, die unmoralisch handeln. Nicht Schweizer, die im Ausland Ferien machen, sondern gierige Spekulanten tragen die Schuld an solchen Krisen.

Gerade jetzt wieder bei der Euro-Krise zeigen sich die teils perversen Methoden auf dem Finanzmarkt. So gibt es die Möglichkeit sogenannter Leerverkäufe. Dabei leiht man Aktien aus, verkauft diese und bezahlt sie später – möglichst zu einem tieferen Preis. Man wettet also auf Kursverluste. Diese Leerverkäufe beschleunigen die Veränderungen an den Börsen und können Krisen verschlimmern.

Dies zeigt die Macht, die die Finanzwirtschaft auf das Volk, ganze Länder und gar die Weltwirtschaft ausüben kann. Diese Macht sollte jedoch nicht in der Wirtschaft sondern bei demokratisch legitimierten Parlamenten liegen. Deshalb braucht auch die Wirtschaft klare Regeln, die wir Bürgerinnen und Bürger aufstellen können. So sind in Deutschland Leerverkäufe verboten. Frankreich, Italien, Spanien und Belgien setzen jetzt ebenfalls Sperren für Leerverkäufe ein. Erst wenn wir dem Finanzmarkt klare Regeln auferlegen, können die unmoralischen Spekulationen in Zaum gehalten werden, und wir können ohne schlechtes Gewissen im Ausland Ferien machen.

Jonas Hirschi (18), JUSO, ist Volkswirtschafts-Student in Bern und Geschäftsführer der Vereinigung gegen Fluglärm.

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