Cave of Forgotten Dreams @ Zurich Film Festival
Gregor Schenker - Werner Herzog erhielt die Erlaubnis, die ältesten erhaltenen Höhlenmalereien überhaupt zu filmen. Seine 3-D-Dokumentation zeigt die bewundernswerte Kunstfertigkeit der Steinzeitmenschen – leidet selbst aber unter technischen Mängeln.
Um die Malereien zu schützen, haben nur wenige Forscher Zugang zur hermetisch verriegelten Höhle. Und eben Werner Herzog, der den Auftrag erhielt, sie auf Film zu bannen. Entstanden ist eine Dokumentation, die nicht nur die steinzeitlichen Kunstwerke in all ihrer Schönheit abbildet, sondern auch versucht, der Lebenswelt der urzeitlichen Europäer nachzuspüren. Verschiedene Experten kommen zu Wort und erklären nicht nur die Kunstfertigkeit der Höhlenmaler oder die möglichen Bedeutungen ihrer Bilder, sondern schildern auch steinzeitliche Jagdtechniken oder erzählen von der Tierwelt der Eiszeit.
Herzog gehört zu den berühmtesten Vertretern des Neuen Deutschen Films und des Nachkriegskinos überhaupt. Seine Zusammenarbeit mit Klaus Kinski hat Meisterwerke wie Aguirre – Der Zorn Gottes oder Fitzcarraldo hervorgebracht; in den letzten Jahren wirkte der Kultregisseure in den USA mit Arbeiten wie Rescue Dawn oder dem Bad Lieutenant-Remake.
Auch Dokumentarfilme hat er immer wieder gedreht, wobei diese nicht authentisch und neutral, sondern stark inszeniert und persönlich geprägt sind. Auch Cave of Forgotten Dreams ist von Beginn weg von Herzogs typischem Pathos und seinem Hang zur Mystik durchtränkt: In der ersten Einstellung erhebt sich die Kamera in die Lüfte und schwebt auf die Felswand zu, in der sich die Chauvet-Höhle verbirgt, während ein Chor sphärische Klänge singt.
Diese sakrale Stimmung zieht sich durch den gesamten Film und macht auch durchaus Sinn: Der Vorstellungswelt der Höhlenmaler ist mit kühler Rationalität kaum beizukommen; man muss sich ebenfalls in eine mystische Geisteshaltung versetzen, um ihr gerecht zu werden. Jedenfalls scheint dies Herzogs Konzept zu sein.
Unbestreitbar eine gute Idee war es, die Höhlenmalereien mittels 3-D-Technologie festzuhalten. Denn schliesslich haben die steinzeitlichen Maler durchaus mit den unebenen Oberflächen der Höhle gespielt und Einbuchtungen oder herabhängende Stalaktiten bewusst in ihr Werk integriert.
Die filmtechnische Umsetzung lässt allerdings stark zu wünschen übrig. Ob es an den (unterschiedlichen) verwendeten Kameras liegt, an der 3-D-Nachbearbeitung oder am Projektionsverfahren in der Arena Filmcity: Die 3-D-Bilder sind mitunter von einer derart miserablen Qualität, dass sie bloss als Zumutung zu beschreiben sind.
An den Stellen jedoch, wo das Verfahren geklappt hat, bietet der Film unvergessliche visuelle Eindrücke. Man kommt sich vor, als stünde man selbst in der Höhle und könne nach den Wänden greifen. Dann lässt sich der überwältigende Eindruck der Malereien nachvollziehen.
Der Film läuft ab dem 12. Januar 2012 regulär im Kino.