Poulet aux prunes @ Zurich Film Festival
Gregor Schenker - Nach "Persepolis" ist diese Geschichte über den Geigenspieler Nasser-Ali die zweite Comicverfilmung von Marjane Satrapi. Der Film ist super, aber stellenweise einfach zu französisch.
Der Film handelt vom Geigenspieler Nasser-Ali Khan (im Comic ein Lautespieler), dessen Instrument bei einem Streit mit seiner Frau zu Bruch geht. Er ist untröstlich und entscheidet sich, zu sterben. Während er im Bett auf den Todesengel wartet, zieht sein Leben an ihm vorbei – und der Zuschauer erfährt schliesslich, weswegen ihm die kaputte Geige so viel bedeutet.
Eine sprunghafte, rasante Inszenierung und eine bemerkenswerte Ästhetik machen Poulet aux prunes zu einem grossen Spass: Reale Aufnahmen mischen sich mit Zeichentrick, Computeranimation oder Modellen. Die träumerischen Bilder haben etwas sehr Märchenhaftes (wie auch die Geschichte explizit an Märchen orientiert ist) und sie schäumen über vor schrägen visuellen Einfällen – auch dahingehend eine Parallele zu Sfars Regiearbeiten. Gutaufgelegte und spielfreudige Stars wie der Bond-Bösewicht Mathieu Amalric, Isabella Rossellini oder Jamel Debbouze (Angel-A) runden den launigen Gesamteindruck ab.
Bei all der überbordenden Freude ist es mehr als erstaunlich, dass der Film die Kehrwende zu einem berührenden und tieftraurigen Ende schafft – dafür gebührt den Regisseuren Respekt.
Bis dahin muss man als Zuschauer allerdings eine gute Portion typisch französischen Holzhammer-Humors über sich ergehen lassen: Dass Sokrates' Sterberede vom Furz eines kleinen Jungen unterbrochen wird, gehört noch zu den harmlosen Gags. Immerhin, wer mit Filmen wie Die Zeitritter oder den Asterix-Realumsetzungen frühzeitig immunisiert wurde, wird auch die entsprechenden Stellen in Poulet aux prunes überleben.
Der Film lief als Gala Premiere am ZFF und kommt am 29. Dezember regulär ins Kino.