Stimmgewaltig: Chuck Ragan's Revival Tour
Andreas Rohrer - Das Line-Up las sich schon wie ein kleines Who-Is-Who der heutigen Punkrockmusik: Chuck Ragan (Hot Water Music), Brian Fallon (The Gaslight Anthem), Dan Andriano (Alkaline Trio) und Dave Hause (The Loved Ones) touren mit akkustischen Gitarren durch die Welt. Ein grosser Spass und grossartige Musik.
Die Schlange am Sonntagabend vor dem Zürcher Dynamo war riesig. Chuck Ragan, Punkrock-Institution und Frontmann von Hot Water Music, ist beinahe schon Lokalmatador in Zürich: 2009 nahm der fleissige Besucher in der Limmatstädter Hafenkneipe sein Live-Album «Live At Hafenkneipe» auf. Diesmal kam er mit grandioser Untestützung bot 3 Stunden akkustisches Punkrock-Storytelling vom Allerfeinsten.
Den Anfang machte Dave Hause von The Loved Ones. Der wohl am wenigsten bekannte Name auf dem Tourposter blies gleich mal alle weg – seine rauhe Stimme, ein grosses Grinsen und währschafte Gitarrenarbeit liessen aufhorchen. TLO-Hits wie «Jane» und Solo-Material wie «Resolutions» und das brandneue «C'mon Kid» lancierten den Abend. Zwischendurch und danach kaman Chuck Ragan und Akkordeon-Mann Franz Nicolay zur Unterstützung, bevor Dan Andriano die Bühne übernahm. Mit dem kürzlich erschinenen Akkustik-Album «Damnesia» von Alkaline Trio und seiner ersten Solo LP «Hurricane Season» hatte auch dieser grobes Pulver zu verschiessen. Sein Pech war etwas, dass die anderen beteiligten noch besser singen, als er.
Während Dave Hause langsam ordentlich eins am Kessel hatte («That lady gave me Jameson!») war Brian Fallon dran. Zur grossen Überraschung hatte er seinen Buddy Ian Perkins dabei, was hiess, dass ihre neue Band, die Horrible Crowes, gleich mal Europa-Premiere feierten. Ein paar Anekdoten über seine Zähne, Bruce Springsteen und mordende College-Girls später bekam Fallon dann bei den Gaslight Anthem-Songs zu hören, dass die mittlerweile wirklich jeder selbst singen kann.
Die Revival Tour ist kein Abend wie jeder andere. Spontane Songwünsche aus dem Publikum, viel Bier für alle Beteiligten und grossartige Musiker, die keine Show, sondern einfach mal ein bisschen Gitarre spielen – der vergleich mag zu euphorisch und zu hoch angesetzt kommen: Aber so muss sich das angefühlt haben, als die frühen Johnny Cash, Elvis Presley und June Carter durch die kleinen Theater in Amerikas Süden tingelten.