Aufmerksamkeit steigern - effektiver lernen
Oliver Kaftan - Ohne Aufmerksamkeit läuft gar nichts – dies gilt auch im Studium. Mittels Meditation lässt sich diese gezielt trainieren.
Denken wir etwa an Situationen, in denen es Gefahrenhinweise zu entdecken gilt, mag der umherspringende Charakter unserer Aufmerksamkeit durchaus Sinn machen. Beim Lernen wollen wir indes bei der Sache bleiben. Meditation ist ein hervorragendes Mittel, um dies zu üben.
Mehr als blosses Aufmerksamkeitstraining
Auch wenn Meditation seit Jahrtausenden als spirituelle Praxis bekannt ist, findet sie in der Wissenschaft erst seit einigen Jahren ausgeprägte Berücksichtigung. So konnten australische und amerikanische Forscher im Jahr 2005 etwa aufzeigen, inwiefern Meditation das Phänomen der sogenannten binokularen Rivalität beeinflusst. Demnach sind wir unfähig, zwei vor unsere beiden Augen gehaltene verschiedene Bilder gleichzeitig zu sehen. Folglich entscheidet sich das Gehirn für eines der beiden, schaltet aber nach einer gewissen Zeit auf das Bild vor dem anderen Auge um. Während Menschen ohne Meditationserfahrung dieses automatische Umschalten gewöhnlich nicht zu verhindern vermögen, können buddhistischen Mönche ihre Aufmerksamkeit ohne Probleme für mehrere Minuten auf eines der beiden Bilder fokussieren.
Buddhistische Mönche, so mag man denken, üben dies seit ihrer Kindheit, und zwar über mehrere Stunden täglich. Gewiss. Doch Meditation hilft auch dem gestressten Menschen, der nur wenig Zeit für die Meditation übrig hat. So gelang es dem Team um Amishi Jha von der Pennsylvania University aufzuzeigen, dass Personen ohne Meditationserfahrung bereits nach einem zweimonatigem Meditationstraining ihre Aufmerksamkeit deutlich besser fokussieren konnten als jene, die nicht am Training teilgenommen hatten. Dazu genügten ihnen lediglich 30 Minuten Meditation täglich.
Yi-Yuan Tang zeigte mit seinen Kollegen gar, dass bereits eine tägliche 20-minütige Meditation hinreichend ist, um die Aufmerksamkeit zu verbessern, wobei – gewissermassen als Nebeneffekt – auch Ängste, Depression, Ärger und Müdigkeit reduziert werden. Ebenso wirkt sich die Meditation auf den Hormonhaushalt aus, und zwar insofern, als der Spiegel des Stresshormons Kortisol gesenkt und das Immunsystem gestärkt wird.
Schliesslich weist auch eine Studie von Roger Walsh und Shauna Shapiro, welche meditationsbedingte Verbesserungen in Motivation, Kognition und emotionaler Intelligenz feststellten, in eine ähnliche Richtung. Was die Aufmerksamkeit anbelangt, verbesserte sich diese in solch einem Ausmass, dass die Probanden gar Kontrolle über ihre eigenen Träume erlangten. Ob psychisch oder physisch, Meditation scheint also in vielerlei Hinsicht positive Veränderungen herbeizuführen.
Breites Angebot
Vor dem Hintergrund dieser Befunde erstaunt es nicht, dass sich das universitäre Meditationsangebot eines stetig wachsenden Interesses erfreut. So bietet etwa der Akademischen Sportverband Zürich (ASVZ) zurzeit vier Mal wöchentlich reine Mediations- sowie zusätzlich fünf Mal wöchentlich kombinierte Yoga/Meditationslektionen an.
Seit bald zwei Jahren haben Studenten ausserdem die Möglichkeit, in MBSR(Mindfulness Based Stress Reduction)-Kursen verschiedene Meditationsarten zu erlernen, wobei MBSR nicht bloss den Abbau von Stress in jeglicher Form begünstigt, sondern ebenso die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, mentale Stabilität sowie Lebensfreude fördert.
Schliesslich sind meditative Elemente auch wichtige Bestandteile in den, laut Sandra Bonacina vom ASVZ, sehr gefragten Prüfungsvorbereitungskursen sowie beim autogenen Training.
Wer also mittels Mediation u.a. seine Aufmerksamkeit schulen möchte, um die eigene Lernleistung zu steigern, kann auf ein breites Angebot zurückgreifen. Bereits nach wenigen Besuchen lassen sich die Techniken problemlos zu Hause oder in den für die Meditation zur Verfügung gestellten Räumen (in Zürich z.B. CAB-Relax oder Räume der Stille) anwenden.