George Michael und das Warten auf Freedom
Patrick Holenstein - George Michael mischt im Hallenstadion Stücke von Künstlern wie Sting, Rihanna oder Rufus Wainwright mit seinen eigenen. Allesamt in klassischem Gewand. Damit interpretiert er ein persönliches Wunschkonzert seiner Lieblingssongs und vergisst dabei ein wenig seine Fans.
Pausen sind nicht immer eine gute Idee. Denn im zweiten Teil fehlt schon bald der Biss. Oder liegt es doch an der Geduld der Fans? Zwar ist Michael noch immer bester Laune und erzählt Anekdoten. Beispielsweise über «Song To The Siren», dass er das Album («Starsailor» von Tim Buckley) an dem Tag gekauft hätte, an dem sein erster Plattenvertrag unterschrieben wurde oder er widmet «You Have Been Loved» seiner Mutter. Gut und schön, doch macht sich langsam gepflegte Langeweile breit. Der verstohlene Blick zur Uhr, das gedankliche Abschweifen und der Sitznachbar, dem die Augen immer wieder zufallen, sind Zeichen, dass das Konzert dringend neues Blut braucht. Nach dem ersten, zwar stimmigen, aber sehr ruhigen Teil der Show, scheint es Zeit für ein, zwei Hits. Rihannas «Russian Roulette» bricht schliesslich das Eis. «Praying For Time» und «Feeling Good» wecken das Stadion vollends und als die Zugaben mit einem Medley aus «Amazing», «I’m Your Man» und «Freedom 90» eröffnet wird, scheint es das Publikum nicht mehr in den Sitzen zu halten. «Freedom» als Belohnung für zwei Stunden pflichtbewusstes Zuhören?
George Michael hat sich in Zürich von seiner besten Seite gezeigt. Seine Stimme hat kaum Schwächen offenbart und auch das Symphonieorchester beziehungsweise die Tourband konnten die Intensität von Anfang an steigern und vor allem auch halten. Gewisse dramaturgische Schwächen im Mittelteil lassen sich nur schwer widerlegen, aber über die ganze Länge gesehen war das Konzert grosse Klasse. Schade einzig, dass George Michael die Chance verpasst hat, seine ganz großen Hits durch das Orchester veredelt auf die Bühne zu bringen. Vielleicht war das eine bewusste Entscheidung. Das ist insofern bedauerlich, als dass einige Fans wohl damit gerechnet hatten. So flüsterte eine Konzertbesucherin im Anschluss leicht irritiert zu ihrer Begleiterin: «Etwas enttäuscht bin ich schon. Ich habe halt etwas ganz anderes erwartet.»
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