Kino: Off Beat
Gregor Schenker - Hip Hop, Drogen und schwule Liebe. Jan Gassmann bringt mit seinem ersten Langspielfilm ein Werk ins Kino, das sich gekonnt zwischen Drama und Dokumentarfilm bewegt.
Mischa trennt sich daraufhin von ihm und setzt das aktuelle Musikprojekt mit Sämi (Manuel Neuburger), Lukas' minderjährigem Bruder, fort. Eifersucht, Leidenschaft und Streit führen in die Eskalation. Musik bleibt die einzige Zuflucht.
Bis anhin machte Jan Gassmann mit Dokumentarfilmen auf sich Aufmerksam; mit Chrigu, dem Portrait eines Tumorpatienten, feierte er international Erfolge. Bei Off Beat ist er der Doku-Ästhetik treu geblieben – die frei nach dem Drehbuch improvisierten Szenen wirken tatsächlich wie aus dem Leben gegriffen. Die Schauspieler erscheinen als Menschen, nicht als Darsteller, die Dialoge sind nie gekünstelt, die von Hand geführte Kamera ist stets nahe dran und mitten drin. Und der (Wahl-)Zürcher erkennt so manchen Handlungsort aus dem eigenen Alltag wieder.
Mehr als reizvoll ist die Strategie, das machohafte Selbstverständnis der Hip-Hop-Szene mit den Mitteln eines sensiblen Liebesdramas zu kreuzen und damit ad absurdum zu führen. Hat man den Film gesehen, kann man über einen lächerlichen Mist wie den Stress-Winiger-Quark Breakout nur noch mitleidig den Kopf schütteln. Off Beat zeigt ein Verständnis von Hip Hop, das über die Possen selbsternannter Gangster hinausweist und authentischen künstlerischen Ausdruck gegen sinnfreies Gepose setzt.
Die Handlung von Off Beat entwickelt sich vielleicht etwas überraschungsarm und das Drama ist mitunter dick aufgetragen (ganz ohne Waffengefuchtel geht's halt nicht). Gassmanns Regiearbeit ist dennoch ein überraschend starkes Stück Film, das selbst dann begeistert, wenn man mit Hip Hop sonst nichts anfangen kann.
Bewertung: 4 von 5
- Titel: Off Beat
- Land: Schweiz
- Regie: Jan Gassmann
- Darsteller: Hans-Jakob Mühlethaler, Domenico Pecoraio, Manuel Neuburger
- Verleih: Look Now!
- Start: 3. November 2011