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20. November 2011, 21:40 Bücher Kultur

Ai Weiwei - Künstler und Architekt

Claudia Maag - Der Künstler Ai Weiwei wurde durch seinen regimekritischen Blog international bekannt. Doch er ist auch in Bauprojekte involviert. Der basler Architekt und Freund Simon Hartmann erzählt.

Ai Weiwei, 54, sollte wegen vermeintlichen Steuerbetrugs 15 Millionen Yuan (rund 1,7 Millionen Euro) innert 15 Tagen an die Behörden zurückzahlen. Menschenrechtsaktivisten bewerteten dies als Vorwand, um den Regimekritiker zum Schweigen zu bringen.

Das Internet gab Ai Weiwei via Twitter und Blog eine Stimme. Die chinesische Regierung sperrte 2009 seinen Blog. Nun ist dieser als Buch und erstmals in deutscher Sprache erhältlich. An der Diskussionsrunde der BuchBasel war sein Freund Simon Hartmann anwesend. Er hat schon mehrmals mit Ai Weiwei an Bauprojekten gearbeitet. Mit dem Pavillion "Baby-Drache" in Jinhua war Harmann mit der Firma HHF architects erstmals international tätig. Im Rahmen dieser Arbeit lernte er Ai Weiwei kennen. Heute fliegt er häufig nach Peking, um mit Ai die Planungsdetails zu besprechen. "Weiwei ist einerseits sehr praktisch. Er sieht, wie viele Quadratmeter das Haus sein soll, wie viele Meter hoch. Andererseits hat er ein ausgezeichnetes Auge für Grössen und Formen." Gemäss Hartmann möchte Ai Weiwei gar nicht zwingend als Architekt tätig sein. Er könne aber nicht nein sagen.

Zwischendurch las Hanspeter Müller-Drossaart einige Textpassagen aus dem Buch. "Kommt mich nicht wieder besuchen, ich werde nicht kooperieren (...) wenn ihr kommen müsst, bringt Eure Folterwerkzeuge mit." Nach diesem Eintrag am 28. Mai 2009 wurde Ai's Blog gesperrt.

Moderatorin Katharina Schneider Roos lenkt das Gespräch weg von der Baukunst, hin zu Ai Weiweis politischen Aktivitäten. Simon Hartmann blickt auch kritisch auf seinen Freund: "Er kann sehr gut Dinge ausblenden, die ebenfalls wichtig wären. Es gibt sehr wohl gute Wissenschaftler und Universitäten in China. Ai ignoriert diese, da diese auf einem Fundament stünden, das nicht der Wahrheit entspreche. Dieses Ignorieren macht ihn bei seiner politischen Arbeit sehr effizient."

Es wird immer wieder diskutiert, ob Ai Weiwei nur international oder auch in China selber bekannt sei. Simon Hartmann erzählt, dass noch vor ein paar Jahren höchstens einmal ein junger Mann auf Ai zukam, hastig sagte, er lese seinen Blog, um dann wieder fortzurennen. Hartmann stellt eine Veränderung fest. "Drei junge Männer um die zwanzig traten uns entgegen und sagten, sie würden seinen Blog lesen." Natürlich standen Polizeibeamte hinter den Männern.

Info
Ambroy, Lee (Hrsg.) , "Ai Weiwei - Macht euch keine Illusionen über mich. Der verbotene Blog.", 2011, Galiani Berlin, books.ch: CHF 31.90
http://blog.aiweiwei.com/
Bildquelle: NZZOnline

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