Die sinnliche Seite der Philosophie
Annekatrin Kaps - Natürlich sind die Philosophen nicht gerade für ihre lebenslustige Art bekannt. Zu Unrecht, wie der Schauspieler Alexander Tschernek im neurenovierten Ackermannshof in Basel beim Philosophikum in vier Vorlesungen bewies. Mit Kierkegaard, der eher mit dem „Tagebuch des Verführers“ bekannt ist
Die Stimme von Alexander Tschernek ist sanft und eindringlich zugleich. Konzentriert liest der elegant Gekleidete mit den widerspenstigen schwarzen Haaren schwierige Texte zum mitdenken langsam. Dabei geht er keineswegs akademisch vor, liest Lieblingstellen, erklärt, warum sie ihn so begeistern oder bedauert bei einer Anderen, sie nicht in voller Länge lesen zu können. Schwerverdauliche Artikel wie beispielsweise „Die Sokratische Definition von Sünde“ oder „Erbauliche Reden – Wider Feigheit“ erschliessen sich so plötzlich auf sinnliche Weise. Ein Glas Wein nach der Lesung zu Brot und Oliven ergänzen das Vergnügen kulinarisch.
„Kierkegaard ist zum Teil mühsam zu lesen“ räumt der passionierte Autodidakt ein, auch „Nietzsche hat leider einen schlechten Ruf“ schiebt er hinterher. Der grosse Bewunderer von Hanna Arendt bedauert, dass „es ja leider zu wenig Frauen“ gibt und erzählt mit Stolz, dass er eine Statistenrolle bei Barbara Sukovas Film über die amerikanische Philosophin ergattert habe. Und das, obwohl er zu alt für einen Studenten und zu jung für einen Professor wäre, er auf den Vorschlag der Regisseurin nun doch letzteren verkörpern dürfte.
Wer nun hadert, diese bereichernde und ungewöhnliche Reihe verpasst zu haben, sollte sich Mitte März 2012 im Kalender anstreichen. Dann kommt Tschernek mit vier Abenden zu Nietzsche wieder, im Mai folgen Heidegger und im September Hölderlin.
Weitere Infos unter info.phlilosophicum.ch, Abendbeitrag 30.CHF, ermässigt 17.CHF