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13. Januar 2012, 13:07 CD / Vinyl Music

Radical Face – The Family Tree: The Roots

Patrick Holenstein - Vier Jahre hat sich Radical Face Zeit genommen, um sein zweites Album, «The Family Tree: The Roots» zu vollenden. Völlig zurückgezogen werkelte Ben Cooper, so sein bürgerlicher Name, im Geräteschuppen seiner Mutter. Jetzt legt er einen Silberling voller starker Melodien vor.

Besagter Schuppen steht in Jacksonville, Florida. So entspannt und gemütlich wie es der Sonnenstaat der USA suggeriert, klingt auch die Platte. Schon der Opener, schlicht «Names» benannt, pinselt im Kopf ein Bild von Radical Face, wie er entspannt auf seiner Veranda sitzt und im Abendrot, alleine mit seiner Gitarre, für die Grillen singt und klimpert. «Wo ist das nächste Reisebüro?“ ist man versucht zu rufen. Aber gleichzeitig sind da auch die unter der Oberfläche unruhig brodelnden und vor Temperament siedenden Momente, wie sie das Leben gerade in den Sumpflandschaften der Südstaaten der USA bereit hält. Auch wenn diese Aspekte nie wirklich ausbrechen, sondern nur gelegentlich kurz durchschimmern, so sind sie doch präsent und genau diese Assoziationen machen «The Family Tree: The Roots» so spannend und interessant. Bei «Always Gold» gegen Ende der Platte scheint der Moment gekommen, die Balance droht zu kippen. Wenn nämlich das Schlagzeug plötzlich zu stampfen beginnt und die Gitarre sich bedrohlich aufgebärden, scheint alles aufzubrechen. Schlussendlich siegt aber wieder die Harmonie und der Song entwickelt sich zum markanten Ohrwurm.

Im Alleingang während 15 Monaten aufgenommen, klingt die Platte deutlich reifer als noch der Vorgänger «Ghost». Die Pause hat Radical Face hörbar gut getan. Das Songwriting wirkt ausgeglichen und die Instrumentalisierung ist ideal dosiert. Gerade bei sanften Songs wie etwas «Family Portrait» tritt Radical Face zwar etwas in eine Pfütze voll Kitsch, packt Streicher aus und arrangiert gar opulent. Vielleicht ist das ein Nachteil, wenn man alles alleine macht und keine zweite Meinung hat. Da er aber wenigstens seine musikalischen Schuhe sehr gut imprägniert hat, dringt der Kitsch nur leicht durch und gibt dem Songs sogar einen gewinnenden Aspekt. So könnte man «Family Tree: The Roots» als ganze Platte sehen: Die Mischung zwischen reduzierter Instrumentalisierung und etwas Theatralik, gar der richtigen Prise Kitsch im passenden Moment gelingt durchaus. Wer entspannte Melodien mag, darf Radical Face also durchaus ein Ohr schenken.

Radical Face - A Pound Of Flesh




  • Radical Face
  • The Family Tree: The Roots
  • Ab 20. Januar im Handel.
  • Radical Face live: 9.02. am One In A Million Festival Baden
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