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29. Januar 2012, 20:16 Kultur

Ganz im Gegenteil III

Junges Schauspielhaus - Irrtum und Umzug - Die dritte Probenwoche von "Der Hund mit dem gelben Herzen oder Die Geschichte vom Gegenteil" am Jungen Schauspielhaus Zürich

Nachdem wir uns in der letzten Woche vor allem mit Gegensätzen beschäftigt haben, begann die dritte Probenwoche von „Der Hund mit dem gelben Herzen oder Die Geschichte vom Gegenteil“ erstmal mit „Irrsal und Wirrsal“: Die ganze Produktion samt Probebühnenbild musste in einen anderen Raum umziehen. Denn in der Matchbox, in der wir bisher geprobt hatten, fand am Samstag die offene Bühne „Matchpoint“ statt. Also siedelten wir, innerhalb des Schiffbaus, auf die Probebühne 2 um. Dank des Schauspielhaus-Technik-Teams sah das Interieur zwar genauso aus wie zuvor, es stellte sich jedoch kurzfristig ein ausgiebiges Umherirren des gesamten Produktionsteams auf der Suche nach dem neuen Arbeitsort ein. Im Gegensatz zu G.Otts verstossenem Freund Lobkowitz, der stetig „umherirren muss in dunklen Nächten“, fanden wir uns aber schnell wieder zurecht. Schliesslich sollte in dieser Woche nicht das Umherirren sondern der Irrtum geprobt werden - der Moment, in dem das Erfinden nicht reibungslos funktioniert.

„Geht nicht, gibt’s nicht“ sagte Lobkowitz zwar als G.Ott beim Erfinden nicht mehr weiter wusste. Aber als nun selbst ein Glas Wein die Arbeit nicht erleichterte, begann er die Hand des grossen Erfinders beim Zeichnen zu führen. Und plötzlich waren sie erfunden: Die Abbilder. „Freunde fürs Leben“, dachte Lobkowitz erst. Da wusste er noch nicht, dass G.Ott ganz anderer Meinung war. Er war überzeugt, dass die Abbilder keine Ahnung hatten, was Recht und Unrecht sei. Dass man sie für immer leiten, lehren und lenken müsse.

Diese Szene bietet auch bei den Proben viele Irrwege. Aber Judith, Fabian, Olli, Peter und Philippe verlaufen sich nicht, obwohl sie sich schwere Fragen stellen müssen, wie: „Wie singt jemand, der noch nie zuvor Musik gehört hat?“, „Wie kann jemand böse sein, der noch nie Bösartigkeit kennengelernt hat?“ und natürlich: „Was ist überhaupt ein Abbild?“ Manchmal können sie dabei auf das zurückgreifen, was unser externer Experte Adrian letzte Woche erzählt hat. Andere Fragen tauchen erst jetzt auf. Zum Beispiel, ob die Abbilder nur die Krone der Schöpfung sind, weil G.Ott danach keine Lust mehr hatte, zu erfinden? Und ob Lobkowitz seinen Auftrag schon erfüllt hat?

Denn er wird von G.Ott verbannt, damit er aus den Abbildern wirkliche Abbilder, den Irrtum, der beim Erfinden unterlaufen ist, rückgängig macht. Nach Jahrtausende langem Welterfinden muss er auf unbestimmte Zeit ins „Irrsal und Wirrsal“ zurückkehren. Da sind wir froh, dass unser Irren und Wirren auf der Suche nach dem Proberaum nur von kurzer Dauer war.

Fortsetzung folgt nächste Woche...

Von Sinja Marie Krüger

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