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19. Februar 2012, 18:52 Kultur

Ganz im Gegenteil VI

Junges Schauspielhaus - Die Proben zu "Der Hund mit dem gelben Herzen oder Die Geschichte vom Gegenteil" am Jungen Schauspielhaus Zürich neigen sich dem Ende zu: in weniger als einer Woche ist Premiere!

Die Proben zu „Der Hund mit dem gelben Herzen oder Die Geschichte vom Gegenteil“ befinden sich auf der Zielgeraden: in weniger als einer Woche ist Premiere! Jetzt geht es für die Schauspieler vor allem darum, in der Inszenierung heimisch zu werden und sich mit jedem Lichtwechsel, jedem Auftritt und jedem Toneinsatz vertraut zu machen. Umgekehrt müssen Ton- und Lichttechniker jeden szenischen Vorgang und jede Aktion auf der Bühne verinnerlichen.

Während es für Judith, Fabian, Peter und Oli nach der Premiere weitergeht, sie sich nun richtig in der Inszenierung „einrichten“ können und vor allem in Kommunikation mit dem Publikum treten, ist die Arbeit von Regie, Kostüm- und Bühnenbild nach der ersten Vorstellung getan. Philippe, Karoline und auch ich werden Zürich danach verlassen, nach Hause zurückkehren oder in eine andere Stadt gehen, um dort zu arbeiten. Ein bisschen stimmt sie nämlich noch, die Legende vom „Fahrenden Volk“. Vielleicht gefällt uns Jutta Richters Geschichte auch deshalb so gut, weil viele von uns, wie Lobkowitz und der Hund, Reisende und oft auch Suchende sind.

Während ich in den letzten Tagen auf den Proben sass, habe ich mich oft gefragt, was Heimat bedeutet. Der Hund denkt, Heimat ist ein Ort, an dem man ein Dach über dem Kopf hat, jede Nacht behütet schlafen kann und gestreichelt wird. Bald merkt er aber, dass das nicht reicht und er vielleicht wieder g.öttliche Gestalt annehmen muss um einen verloren geglaubten Freund und seine Heimat zu finden. Lobkowitz hingegen weiss schon lange, dass „zu Hause sein“ weniger mit einem bestimmten Ort verbunden ist, als mit Personen, die einem ein Heimatgefühl vermitteln. Oder, um es mit den Worten von Christian Morgenstern auszudrücken: „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern da, wo man verstanden wird.“

Philippe zum Beispiel ist in Berlin aufgewachsen und lebt auch heute dort, sagt aber: „Wenn ich irgendwo das Gefühl eines Zuhauses habe, dann ist das in Zürich bzw. am Schauspielhaus Zürich. Es ist ein besonderes Haus. Es war immer ein Auffangbecken für Gestrandete, Verfolgte, Verstossene, Flüchtende.“

Auch die Kinder aus unserer First Class nennen auf die Frage, wo sie zu Hause sind, mindestens zwei Orte. „Serbien und Zürich“, „Italien und die Schweiz“ oder einfach „ bei meiner Mutter in Seebach und meinem Vater in Oerlikon“. Was Lobkowitz und die Kinder aus der Primarschule in Seebach schon wissen, muss der Welterfinder in Hundegestalt noch herausfinden. Vor allem aber müssen beide die Menschen wieder finden, die sie verstehen. Ohne sie ist man nämlich wirklich heimatlos. Auch, wenn man ein Dach über dem Kopf hat und gestreichelt wird.
Ob es ihnen gelingt einen Weg aus der Heimatlosigkeit zu finden, folgt nächste Woche im finalen Premieren-Blog.

Von Sinja Marie Krüger

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