Noel Gallagher: Komm, wir feiern Nostalgie!
Eray Müller - Auf diesen Abend freuten sich Oasis-Fans schon lange. Noel Gallagher stellte sein Soloprojekt vor und lieferte das Konzert, das Oasis immer hätten liefern sollen. Um es in Gallaghers Worten zu sagen: abso-fucking-lutely brilliant!
Und so touren Beady Eye und Noel Gallagher eben alleine um die Welt. Beiden war klar, dass sie mit ihren neuen Projekten wieder etwas kleiner beginnen mussten. Stadionshows kamen nicht mehr in Frage und so wurden rund um den Globus kleine und mittlere Hallen gebucht. Doch während es Beady Eye nicht wirklich schafften, diese zu füllen, geschweige denn immer grössere Hallen zu spielen, stellte dies für Noel Gallagher nicht wirklich ein Problem dar. Erst kürzlich absolvierte er eine Tour durch Grossbritannien und spielte dabei mehr oder weniger in denselben ausverkauften Hallen wie bereits mit Oasis.
Auch das Zürcher Konzert war ausverkauft. In der Mitte ein schüchterner, sympathischer Mann, zwar liebenswert, aber irgendwie auch komisch. Wie ein achtjähriger Schuljunge beim ersten Vortrag stand er da und brachte erst nach einer Viertelstunde ein leises „Good Evening“ über die Lippen. Da gibt’s noch einiges zu tun. Ein begnadeter Entertainer wird Gallagher nicht mehr werden. Von seinem kleinen Bruder, welcher vor kurzem von den Hörern der britischen Radiostation XFM zum „Greatest Frontman Of All Time“ gewählt wurde, kann Noel in dieser Hinsicht noch einiges lernen. Der bessere Songwriter ist Noel jedoch mit Abstand. Dass das Publikum aber nicht unbedingt wegen den neuen Songs gekommen war, merkte man. Bereits der Opener (It’s Good) To Be Free wurde mit Entzücken begrüsst. Der Song darf als programmatisch verstanden werden. Noel Gallagher ist befreit von Liam, befreit vom Erfolgsdruck und frei von Allüren, nun geht es nur noch um die Musik. Das Set besteht aus einem Best-of der letzten zwanzig Jahre: ein paar Oasis-Hits, ein paar B-Sides, ein paar Songs der neuen Platte und mit Freaky Teeth sogar ein bisher unveröffentlichter Song. Zwar reihten sich die neuen Songs nahtlos ins bisherige Repertoire ein, die wirklichen Gassenhauser waren aber die Oasis-Hits. Vor allem in der Zugabe wurde klar, dass hier Nostalgie gefeiert wird. Gleich vier Oasis-Songs hoben die bereits sehr euphorische Stimmung auf einen weiteren Höhepunkt. Und mit Don’t Look Back In Anger als letzter Song konnte man eigentlich nichts falsch machen. Da wurde der Refrain auch mal dem Publikum überlassen und Noel Gallagher ist überwältigt. Nach neunzig Minuten verabschiedete sich Noel Gallagher so unscheinbar wie er auf die Bühne gekommen war. „Thank you, it’s been a pleasure.“ Danke, gleichfalls.
Bisher wurde zwar noch kein Schweizer Festivalauftritt bestätigt, es kann aber gut sein, dass Noel Gallagher’s High Flying Birds noch irgendwo in einem Line-up auftauchen werden.
Setlist
(It’s Good) To Be Free
Mucky Fingers
Everybody’s On The Run
Dream On
If I Had A Gun
The Good Rebel
The Death Of You And Me
Freaky Teeth
Supersonic
(I Wanna Live In A Dream In My) Record Machine
AKA... What A Life!
Talk Tonight
Soldier Boys And Jesus Freaks
AKA... Broken Arrow
Half The World Away
(Stranded On) The Wrong Beach
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Whatever
Little By Little
The Importance Of Being Idle
Don’t Look Back In Anger
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Noel Gallagher