Tindersticks lullen im Kaufleuten ein
Patrick Holenstein - Die Briten von The Tindersticks stehen für elegante und zeitlose Musik. Im zu Dreivierteln gefüllten Kaufleuten hat die Band um Sänger Stuart Staples einmal mehr bewiesen, wieso ihr ein exzellenter Live-Ruf attestiert wird. Aber die Tindersticks haben auch eine Schwäche, das hat sich erneut gezeigt.
Was unter diesen Bedingungen leicht in einem Brei aus sentimentalen Gejaule hätte untergehen können, wird bei den Tindersticks zur veritablen und stilsicheren Performance, die - auch das ist kein Geheimnis - einige Aufmerksamkeit vom Zuhörer fordert. Das weiß Stuart Staples natürlich und auch wenn er kaum spricht, denn das tut er ja nie, so vermag er dem Konzert zu Beginn genau in den entscheidenden Momenten den nötigen Drive zu geben, nämlich dann, wenn die Zuschauer langsam unruhig werden.
Die Tindersticks stehen für sehr durchdachte Musik, lange, plätschernde Instrumentalpassagen und kleine Epen, die einen richtig einlullen, sind an der Tagesordnung. Aber leider haben die Tindersticks auch ein Kommunikationsproblem. Wie schon beim Konzert vor zwei Jahren wird die Distanz zwischen Publikum und Band mit fortschreitender Setlist immer größer, weil Stuart Staples in der ersten Stunde kaum mit dem Publikum spricht. Als der Profi, der er ist, bemerkt er dies aber und beginnt einige Sätze mit dem Publikum zu reden und als wäre es dankbar dafür, ist die Atmosphäre plötzlich wieder da und hält sich bis zum Schluss.
Die Tindersticks sind eine fantastische Band aus großartigen Musikern, das haben sie im Kaufleuten eindrücklich gezeigt. Auch wenn die Konzentration der Leute zwischenzeitlich etwas nachliess, ihre vielseitigen und sorgfältig arrangierten Stücke, die unbändige Leidenschaft für die Musik und das variantenreiche Spiel zeichnen die Band aus und das bestätigte der tosende Applaus, den die Tindersticks zum versöhnlichen Schluss bekamen. Musik, die für den Herbst gemacht wurde und - so wirkte es zwischenzeitlich - nur den Zweck erfüllen soll, den eigenen Blues zu füttern, die aber natürlich genauso gut im beginnenden Frühling funktioniert. Das hat man im Kaufleuten gespürt.