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19. März 2012, 18:32 Music Interview

Unheilig: «Mein musikalisches Tagebuch»

Andreas Rohrer - Vor zwei Jahren stellte das Album «Grosse Freiheit» das Leben des Aachener Goth-Rockers Bernd Heinrich Graf auf den Kopf. «Der Graf» mutierte aus dem Nichts zum Deutschen Hitgiganten. Mit students.ch sprach er über den Platinregen und das wichtige neue Album «Lichter der Stadt».

Students.ch: Du setzt auf dein altbewährtes Konzept vom «Konzeptalbum» (haha). Es geht grob gesagt um einen Jungen, der sein Glück sucht in der grossen Stadt. Wie lautet denn das Konzept von «Lichter der Stadt» in den Worten des Machers?
Der Graf: Es ist ein musikalisches Tagebuch der letzten zwei Jahre. Ich habe alles, was auf dem Album erzählt wird, erlebt. Da war der grosse Erfolg mit «Grosse Freiheit», der so plötzlich auf mich reingeprasselt ist. Ich habe in riesigen Hallen gespielt und war im Fernsehen. Ich wurde auch in Krankenhäuser und Hospizen eingeladen, weil mich Menschen sehen wollten, bevor sie sterben. Das sind Dinge, die man einfach so richtig verarbeiten muss. Ich habe das gemacht, indem ich neue Musik schuf. Ich fing also an, mir so ein mobiles Studio einzurichten, und konnte so im Nightliner, in Hotels oder im Backstage mir das alles von der Seele schreiben. Ich bin der kleine Junge, der in die grosse Stadt kam, und die Grosss tadt ist gewissermassen der Erfolg, den ich so plötzlich hatte.

Ich nehm an, man muss sich vor so grossem Erfolg auch schützen?
Ja. Das war eine Extremsituation. Ich kannte das alles nicht: Ich war vorher nie im Fernsehen, oder auch die vielen Menschen, die da plötzlich auf mich guckten. Das konnte ich nicht einfach abhaken, sondern das war ein Verarbeitungsprozess. Zum Glück hatte ich meine alten Kameraden, auf die ich mich einfach verlassen konnte. Das hat mir viel geholfen. Und auch meine Musik – überall wo ich war konnte ich ja einfach meine Musik spielen, also etwas mir sehr vertrautes – und das hat mir auf jeden Fall Schutz geboten in der Zeit.

Nur deine eigene Musik oder gibt es auch andere Musik, in die du dich zurückziehen kannst?
Ich habe in der Zeit keine andere Musik gehört. Ich wollte meine eigenen Worte finden. Dabei kann mir nur ich selber helfen.

Video: Unheilig – So wie du warst

Du hast eine sehr intensive Zeit hinter dir und es scheint, als ob du das Album in no-time aus dem Ärmel geschüttelt hast. War das ein richtiger Gefühlsausbruch nach all dem Stress?
Nein, ganz im Gegenteil. Das Album ist eigentlich seit 2 Jahren am Entstehen. Ich habe ständig daran gearbeitet. Das schöne daran ist, dass ich am Ende faktisch mit dem kompletten Album dastand. Ich musste mir nie Gedanken machen, wie ich denn jetzt die Zeit nach «Grosse Freiheit» angehe oder diese Lücke füllen soll. Das Album ist ja schon fertig!

Hakt man so eine Platte wie «Grosse Freiheit», die ja auch in der Schweiz mehrfach mit Platin ausgezeichnet wurde, so einfach ab?
Ja, «Grosse Freiheit» ist für mich erledigt. Es gab ja auf der Platte den Titel «Neuland» zum Ende der Tracklist, und da bin ich jetzt angekommen. «Lichter der Stadt» ist ein neues Kapitel.

Und in diesem Kapitel sucht der kleine Junge das grosse Glück. Hast du deins gefunden?
Das hab ich: Ich habe gemerkt, dass mein grosses Glück mein Zuhause ist, also da wo ich herkomme. Ich habe es in dem Sinne nicht gefunden, sondern es ist mir bewusster geworden.

Unheilig – Lichter der Stadt (jetzt im Handel / Universal Music)

Unheilig: Offizielle Homepage

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