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25. März 2012, 00:00 Movie

Kino: Take Shelter

Gregor Schenker - Take Shelter feierte am Zurich Film Festival 2011 grossen Erfolg und gewann den internationalen Spielfilmwettbewerb. Der Film ist grossartiges Schauspielkino, kann aber nicht völlig überzeugen.

"Du hast ein gutes Leben", hört er von seinem Freund und Arbeitskollegen Dewart nach einem bierseligen Feierabend. Tatsächlich könnte es bei Curtis (Michael Shannon) gar nicht besser laufen: Er hat einen guten Job im Sandabbau, eine liebende Frau (Jessica Chastain) und eine süsse Tochter (Tova Stewart). Das Kind ist zwar taubstumm, aber die Versicherung des Arbeitgebers übernimmt die Kosten für eine wichtige Operation, die demnächst ansteht.

Dennoch wird Curtis von schlimmen Albträumen gequält: Er sieht sich jede Nacht einem gigantischen Sturm gegenüber und fühlt sich von gewalttätigen Tieren und Menschen attackiert. Schliesslich hat er auch am helllichten Tag Halluzinationen. Er fürchtet, das ser wie seine Mutter an einer psychischen Krankheit leidet, kann es aber nicht sein lassen, den Tornado-Schutzkeller im Garten zwanghaft auszubauen. Dieser Keller entwickelt sich bald zu einer Obsession, die alles gefährdet, was Curtis im Leben erreicht hat.

Die Darstellerriege, die sich der amerikanische Jungfilmer Jeff Nichols für seinen zweiten Film zusammengestellt hat, ist ganz grosse Klasse. Michael Shannon, der in vielen Hollywood-Produktionen wie Pearl Harbor, Vanilla Sky oder Jonah Hex die zweite Geige spielte, brilliert hier als Hauptdarsteller. Sein Curtis ist ein einfacher, grundanständiger Mann, den die Vorstellung rasend macht, als Ehemann und Vater zu versagen. Aber als die Träume und Wahnvorstellungen beginnen, sind es eben diese Versagensängste, die eine angemessene Reaktion blockieren. Stattdessen frisst Curtis alles in sich hinein; seine Unfähigkeit zur Kommunikation verschlimmert die Situation dann erst recht. Shannon fängt diesen Charakter perfekt ein, von der gepressten Stimme bis hin zur verklemmten Mimik seines kantigen Gesichtes.
Ihm zur Seite stehen die attraktive Jessica Chastain in einer starken Frauenrolle, und die überraschend glaubwürdige Kinderdarstellerin Tova Stewart. Es ist bewundernswert, was für eine authentisch erscheinende Familie die drei darzustellen vermögen, und wie sehr sich ihr Spiel ergänzt.

Während die Schauspieler mit vollem Einsatz überzeugen, fehlt dem Film selbst Saft und Kraft. Er bringt einfach nicht die nötige Energie auf, für zwei Stunden zu fesseln. Weder Shannons Leistung noch die Schockmomente in den Traumsequenzen noch die gelungenen Spezialeffekte täuschen darüber hinweg, dass sich Take Shelter viel zu viel Zeit dafür nimmt, den sich verschlimmernden Zustand von Curtis zu schildern. Was zunächst wie ein gelungener Spannungsaufbau erscheint, erweist sich bald als ständige Wiederholung und als überflüssige Zeitschinderei. Etwas mehr auf den Punkt, bitteschön!

Wenn dann Nichols seinen Film mit einer halbherzigen und ziemlichen albernen Pointe auslaufen lässt, hat er seinen Sympathiebonus endgültig verspielt. Einzig die Leistungen der Schauspieler entschädigt etwas dafür.


Bewertung: 3 von 5


  • Titel: Take Shelter
  • Land: USA
  • Regie: Jeff Nichols
  • Darsteller: Michael Shannon, Jessica Chastain, Shea Whigham, Kathy Baker
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 22. März 2012
Fotos von Ascot Elite
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