Fiesta Mexicana à discrétion
Marco Büsch - An einem Buffet à discrétion essen kann jeder, dazu braucht es kein besonderes Können. Wenn das Essen einem aber serviert wird, sieht die Sache schon ein wenig anders aus: Dann herrscht Krieg! Ein Lagebericht direkt von der Front.
Das war aber erst die Vorrunde, denn dann wartet man eine halbe Stunde bis die Speisen serviert werden und nachgefüllt wird natürlich nur auf Nachfrage. Das klingt einfach, aber wenn man an einen Tisch in der hintersten Ecke gesetzt wurde und der Kellner sich dort nie blicken lässt, wird das Bestellen zum Kampf. Man versucht angestrengt Blickkontakt mit den Kellnern aufzunehmen, welche routiniert zur Seite schauen und mit ihren Köpfen unmenschliche Drehungen vollbringen, nur um einen nicht direkt anzuschauen. Währenddessen trinkt man immer wieder aus dem Margarita-Krug und irgendwann ist dieser dann leer. Wie auf ein Zeichen beginnen die Kellner dann zu rotieren und begrüssen einen wieder freundlich: Wollt ihr noch mehr? Hat’s geschmeckt? Noch einen Krug Margarita? Noch eine Runde haltet ihr doch ohne Getränke nicht aus? Und wo sie Recht haben, haben sie Recht. Die Falle ist zugeschnappt. Man trinkt weiterhin völlig überteuerte Margaritas und muss nun umso mehr essen, damit die Kosten-Nutzen-Abwägung wieder auf die eigene Seite kippt. Aber mit jeder Runde scharfen Essens wird man durstiger und es entwickelt sich ein elendiglicher Teufelskreis. Nun beginnt auch ein Kampf gegen die Zeit, denn man will nicht ewig in dieser Spelunke hocken und irgendwann ist dann auch Sperrstunde. Der Schweiss tropft, der Bauch schmerzt einen und mittlerweile ist man auch ein bisschen angetrunken von den ganzen Margaritas. Man gibt sich geschlagen, gibt kaum Trinkgeld, gratuliert dafür aber den Kellnern per Händedruck zu ihren Glanzleistungen. Aber wir kommen wieder; so lange bis wir irgendwann siegen werden! Venceremos!
(Bilderquelle: flickr.com)