Kino: Titeuf uf Schwyzerdütsch
Gregor Schenker - Wer jüngere Geschwister, Nichten und Neffen oder gar schon eigene Kinder hat, muss mit selbigen ab und zu auch ins Kino. Da kann man es doch um einiges schlechter treffen als mit "Titeuf".
Der Film, von Zep selbst geschrieben und inszeniert, dreht sich ganz wie die Vorlage um ganz alltägliche Episoden, die nur lose einem roten Faden folgen: Die Mutter von Titeuf trennt sich auf Zeit von seinem Vater und zieht zur Oma, schlimmer ist aber, dass sein Schwarm Nadia ihn nicht auf ihre Geburtstagsparty eingeladen hat. Hinzu kommt Stress in der Schule, Hänseleien durch ältere Schüler oder der Kleinkrieg zwischen Jungs und Mädels.
Das ist soweit nicht unbedingt rasend originell (wenn Titeuf zum Beispiel merkt, dass er sich in der Schule als Beinahe-Scheidungskind viel mehr rausnehmen kann), aber der Film erhält sich den leicht anarchischen Humor der Comics: Sex und Liebe werden durch die Brille eines Kindes, aber doch recht unverblümt behandelt, und vor Rotz oder Pisse schreckt hier keiner zurück. Auch wenn Titeuf uf Schwyzerdütsch eindeutig ein Kinderfilm und nicht wirklich erwachsenengeeignet ist, gehört er zu den erträglicheren Vertretern seiner Art.
Grosse Klasse ist auf jeden Fall der Animationsstil: Das einzigartige Figurendesign von Titeuf und Co. stellt sich auch im bewegten Bild ziemlich speziell dar, aber offensichtlich hat man sich grosse Mühe gegeben, von Anfang bis Ende einen detailverliebten, überzeugenden Look durchzuhalten. Und in surrealen Traumsequenzen oder kleinen Hintergrundgags toben sich die Zeichner so richtig aus.
An der schweizerdeutschen Synchronisation schliesslich ist allenfalls zu bemängeln, dass sich der Jugendjargon öfters etwas seltsam anhört; Titeuf und seine Freunde sprechen zum Beispiel nicht von "Meitli", sondern von "Görls" (zugegeben, ich hab nur eingeschränkt eine Ahnung davon, wie gegenwärtig auf den Schulhöfen gesprochen wird). Zum Soundtrack steuern Gölä oder Florian Ast ein paar Songs bei.
Bleibt noch eine Frage: Wissen Kinder von heute tatsächlich noch über Arnold Schwarzenegger und den Terminator Bescheid?
Bewertung: 3 von 5
- Titel: Titeuf le film
- Land: Frankreich/Schweiz
- Regie: Zep
- Darsteller: Rolf Sommer, Peter Hottinger, Viola Tami, Andres Brütsch
- Start: 5. April 2012