17. April 2012, 00:00 Kultur Movie

Andrew (Dane DeHaan) ist ein Teenager aus Seattle, dessen Leben nicht wirklich von Erfolg geprägt ist: Seine Mutter liegt im Sterben, der Vater ist Alkoholiker und schlägt ihn, in der Schule wird er massiv gemobbt. Andrew kauft sich eine Kamera und beginnt alles zu filmen.

Soweit, so grauenhaft, aber nicht wirklich spektakulär. Bis Andrew zusammen mit seinem Cousin Matt (Alex Russell) und dessen Freund Steve (Michael B. Jordan) eines Abends ein seltsames Objekt entdeckt und die drei durch dieses übernatürliche Kräfte bekommen. Wie üblich scheint sich dank dieser neuen Kräfte zu Beginn alles zum Besseren zu wenden, bis Steve stirbt und alles aus dem Ruder läuft. Es entbrennen wilde Machtkämpfe zwischen den Protagonisten, welche mit den Kräften nicht umgehen können. Denn wie schon Spidermans Onkel sagte: „Aus grosser Macht folgt grosse Verantwortung.“

Eines vorweg: Die Umsetzung von Chronicles ist grandios! Mit dem kameratechnischen Trick, dass der Zuschauer nur sieht, was Andrew mit seiner Kamera filmt (abgesehen von anderen Personen mit Kameras und Überwachungsvideos), gibt der Regisseur dem Publikum das Gefühl, einer Dokumentation beizuwohnen. Es gelingt ihm eine gute Mischung aus hektischer Kameraführung und beruhigenden Momenten, sodass es einem nie wirklich sturm im Kopf wird, im Gegensatz zu früheren Filmen mit ähnlicher Kameraführung wie Blair Witch Project.

Gespielt wird das Ganze überaus überzeugend von einem Ensemble, das grösstenteils aus Serienschauspieler besteht. Die Story der Jugendlichen, welche übernatürliche Kräfte ohne Anleitung bekommen, erinnert stark an TV-Serien wie das britische Misfits. So fragt sich zum Beispiel wie bei Misfits in Chronicle auch nie jemand, woher denn diese Superkräfte kommen oder wie man sie denn wirklich gescheit ein- und umsetzen könnte. Zumindest der zweite Punkt lässt den Film aber weitaus realistischer daherkommen als die meisten Superhelden-Filme, denn: Wer würde schon die Welt retten, wenn er zuerst einmal seine eigenen Probleme klären muss?

Chronicle ist kein Wohlfühlfilm: Er lässt einen ins kalte Wasser fallen und endet genauso abrupt wieder, wie er begonnen hat. Man bleibt mit Fragen zurück wie der, ob man Mitleid empfinden soll oder ob man etwas anders gemacht hätte als die Protagonisten...

Josh Tank ist es gelungen, mit Chronicle eine gute Mischung aus Jugenddrama und Science Fiction zu kreieren, welche Themen wie das Übernehmen von Verantwortung oder jugendliche Unsicherheit in einer ungewohnten, aber packenden Art und Weise darstellt. Man merkt: So cool wäre es gar nicht, Superkräfte zu haben. Aber man selbst würde sowieso alles anders machen.

Bewertung: 4 von 5 Punkten

Offizielle Website

Titel: Chronicle

Land: USA

Regie: Josh Trank

Darsteller: Dane DeHaan, Michael B. Jordan, Michael Kelly, Alex Russell

Start: 19. April 2012

Fotos von 20th Century Fox