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20. April 2012, 00:00 Music Festivals

Zermatt Unplugged: Ms. Lauryn Hill kam mit Strom

Andreas Rohrer - Sie kam. Mit Strom. Und blies alles Weg. Nachdem sich Anfang Woche die Gerüchte überschlugen (Absage! Nicht angereist! Zicke!) spielte Ms. Lauryn Hill mit Stil, Drama und Energie. Zwar nicht unplugged und grenzwertig laut, liess die Dame grandios funky keinen (Fugees-)Hit vermissen.

Bevor es um 20.30 auf der grossen Zeltbühne losging, machten wir uns ein Bild der zahlreichen «New Talents», die im ganzen Dorf verteilt auf kleinen Bühnen spielen. Die Swiss Music Award-Gewinner Dabu Fantastic musterten für das «Unplugged» extra ihren DJ Arts aus und verbannten ihn an die Schlaghölzli. Ihr reduziertes Set war durchaus gelungen, genauso wie die wilden Saufgeschichten, die Dabu mit uns teilte (irgendwas von rennenden Zermatter Polizisten war dabei).

In der Pink Lounge erwischten wir die Luzerner/Zürcher Mundart-Indie-Helden Hecht beim Soundcheck. Auch für sie war eine Unplugged-Show Neuland und dementsprechend wurde fleissig an den Gitarren geschraubt, bis der Sound stimmte. Kleine Sorgen bereitete auch die Länge ihrer Show, statt der üblichen 40 Minuten waren in Zermatt 90 Minuten budgetiert, weshalb man sich noch einmal ins Hotel zurückzog und muntere Gag-Einlagen zur Zeitüberbrückung ausheckte. 5 Stunden später sahen wir das Resultat: Sound super, Gags fast super.

Bitte das Ms. nicht vergessen: demfall Ms. Lauryn Hill.
Bitte das Ms. nicht vergessen: demfall Ms. Lauryn Hill.

Zum Hauptgang: Die erste halbe Stunde liess sich Ms. Lauryn Hill nicht auf der Bühne blicken. Zuerst DJ Rampage und danach die Band wärmten die Menge mit Bob Marley CDs auf. Nicht der krasseste Show-Anfang. Umso erleichterter wurde gejubelt, als die Miss die Bühne betrat. Eins A Diven-Auftritt mit riesiger Chanel-Halskette und Handtüchlein gegen Schweisstupfer in der Hand. Mit hektischen Handzeichen dirigierte Ms. Lauryn Hill die entfesselte Band, «Everything Is Everything» liess nicht lange auf sich warten, das Publikum blieb jedoch verhalten, was in erster Linie den massiven Soundproblem zuzuschieben ist. Die vollständig eingestöpselt produzierte Show (inkl. 2 DJs) überforderte das Unplugged-Zelt masslos und nicht überhörbar in Form von grellem Pfeifen und streckenweise totalem Soundbrei.

Nachdem sich die Miss kurzzeitig von der Bühne zurückzog meinte sie: «Zermatt, so geht das nicht. Ich weiss, ihr seid es gewohnt zu sitzen hier. Aber nicht bei mir.» Das Aufsteh-Gebot hat genützt, die zweite Konzerthälfte überzeugte komplett und es kamen auch alle Fugees-Hits: «Killing Me Softly», «Ready Or Not» und «Fu-Gee-La» hallten zum Ende der über 2-Stündigen Show durch die Walliser Berglandschaft.

Zermatt Unplugged: Offizielle Homepage

Bildergalerie: Christian Dancker, usgang.ch

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