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22. Mai 2012, 16:07 Bücher Kultur

Raoul Schrott las «Das Schweigende Kind»

students Redaktion - Was als schonungslose Beichte beginnt, endet als Geständnis: Trägt er die Schuld am rätselhaften Tod der Mutter? Atemlos lauschte das Publikum am 15. Mai im halb gefüllten Lesungssaal des Kaufleutens dem österreichischen Autor Raoul Schrott, der aus seinem neuesten Buch «Das schweigende Kind» las.

Er liebt es den Finger in die Wunde zu stossen, wachzurütteln und zu provozieren. Der graubärtige Mann, der mit erotischer Stimme aus seinem Buch liest, schreibt über ein hochbrisantes und unkonventionell diskutiertes Thema: Das Sorgerecht der Väter.

200 Seiten voller Spannung eines Krimis und doch poetisch von einem Vater, der sein Kind nicht sehen darf und dabei zu Grunde geht. «Es ist ein gesellschaftlicher Missstand, vergleichbar der Diskriminierung der Frauen vor 1968», so Raoul Schrott. «Als Vater macht mich dieses Unrecht betroffen. Als Schriftsteller bringt es mich dazu, von den – meist tabuisierten – Verstrickungen zu erzählen: von Elend, Liebe und Gewalt.»

Ein erschütterndes Zeugnis

Alles beginnt mit der destruktiven Liebe zwischen einem Maler und seinem Aktmodell und endet mit einem schweigenden Kind, einer ermordeten Mutter und dem männlichen Protagonisten im Senatorium. Die Frau in der Erzählung erfüllt alle Klischees des männerverschlingenden Biests: lüstern, geheimnisvoll, gewalttätig, eifersüchtig und labil, wobei der Mann in eine ungewohnte Opferrolle schlüpft. Schrott fesselt die Lesungsgäste und malt sagenhafte Bilder mit seinen Worten. Gewalt, bedingungslose Liebe zu einem Kind, Paradiese und Sprachlosigkeit sind sein erschütterndes Zeugnis.

Ein lesenswertes Buch für alle Schlüsselkinder, Prosaliebhaber und Interessierte für Gesellschaftsprobleme.Raoul Schrott: Das schweigende Kind. Erschienen 2012 bei Carl Hanser Verlag in München.

Text: Vlora Mulaku

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