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3. Juli 2012, 12:58 Kultur Movie

DVD/Blu-ray: John Carter - Zwischen zwei Welten

Gregor Schenker - Ein Veteran des Amerikanischen Bürgerkriegs landet auf dem Mars – und wird dort gleich in den nächsten Konflikt hineingezogen. Der Science-Fiction-Knaller aus dem Hause Disney macht ordentlich Spass, ist aber ein bisschen alberner als nötig.

Manche Stoffe haben ums Verrecken kein Glück mit der grossen Leinwand, auch wenn sie perfekt fürs Kino geeignet zu sein scheinen. Bei John Carter ging es darum, die berühmte Romanreihe von Edgar Rice Burroughs, die ab 1917 erschien und es auf elf Bände brachte, in bewegten Bildern umzusetzen. Immerhin war Borroughs auch der Vater von Tarzan, eine der erfolgreichsten Filmfiguren aller Zeiten. Ein erster Versuch in den 1930ern, die Bücher zu verfilmen, ging gründlich schief, und seitdem Disney in den 1980ern die Rechte kaufte, steckte das Projekt in einer Produktionshölle fest, die Filmemacher wie John McTiernan (Stirb Langsam), Robert Rodriguez (Sin City) oder Jon Favreau (Cowboys & Aliens) verschliss.

Schliesslich waren es der Erfolg von Avatar und der Pixar-Regisseur Andrew Stanton (Finding Nemo, WALL-E), die den Film nach langer Odyssee über die Ziellinie schoben und ins Kino hievten – wo John Carter sich zu einem derartigen Flopp entwickelt, dass sogar Rich Ross, der damalige Chef der Disney Studios, seinen Hut nehmen musste. Autsch.

Inzwischen gibt man dem völlig kopflosen Marketing die Schuld an der Katastrophe – exemplarisch dämlich war unter anderem der Entscheid, den griffigen Originaltitel John Carter of Mars zum nichtssagenden John Carter zusammenzukürzen (und zwar, um den Misserfolg von Mars Needs Moms zu verhindern. Hat prima geklappt). Am Film selber kann's jedenfalls nicht liegen, denn der ist keinesfalls schlechter als James Camerons Ego-Projekt und sicherlich besser als idiotischer Müll wie die Transformers-Trilogie oder der ähnlich gelagerte, strunzlangweilige Cowboys & Aliens (immerhin, der floppte ebenfalls).

Ein Veteran auf dem Mars

Waren es da noch Aliens, die im Wilden Westen landeten, geht es in John Carter um einen Wild-West-Kerl, der auf einem ausserirdischen Planeten strandet. Der Bürgerkriegs-Veteran John Carter (Taylor Kitsch) hat für immer die Schnauze voll vom Krieg, aber die Armee von Arizona ist da anderer Meinung und will ihn zwangsverpflichten. Auf der Fahnenflucht landet er in einer seltsamen Höhle, trifft auf einen komischen Typen mit Glatze und wird schliesslich auf den Mars teleportiert.

Auf dem roten Planeten steppt der Bär: Die böse Stadt Zodanga hat mit der Hilfe der geheimnisvollen Therns die gute Stadt Helium unterworfen. Der Zodanga-Führer Sab Than (Dominic West) verlangt die Hand der Helium-Prinzessin Dejah Thoris (Lynn Collins), um die Eroberung offiziell zu machen. Weil die Prinzessin aber lieber die Existenz ihres ganzen Volkes riskiert, als einen Typen zu heiraten, den sie nicht mag, flüchtet sie und gerät in die Hände der exotischen, vierarmigen Tharks – wo sie auf Carter trifft.

Der gute Johnny hat inzwischen festgestellt, dass er auf dem Mars (wo die Schwerkraft niedriger als auf der Erde ist) übermenschliche Kräfte hat, und ist vom Thark-Häuptling Tars Tarkas (Willem Dafoe) zu seiner rechten Hand ernannt worden. Weil Dejah ihm verspricht, ihn zurück zur Erde zu bringen, macht er sich mit ihr zusammen aus dem Staub – aber natürlich hat das Weibsbild nur ihm Sinn, seine Kräfte für Heliums Rettung zu nutzen. Derweil heften sich sowohl Sab Thans Armee als auch die angepissten Tharks an ihre Fersen.

Ganz klar: John Carter ist ein spannender und spassiger Popcorn-Film, der gut unterhält. Die Protagonisten werden in hohem Tempo von einer auswegslosen Situation in die nächste geworfen, die Spezialeffekte sind vom Feinsten (abgesehen von Carters merkwürdigen Hüpfern), ohne die Story allzu sehr in den Hintergrund zu drängen, und eine gute Portion selbstbewussten Humors macht John Carter ziemlich sympathisch.

Bitte nicht so albern

Wenn der Film ein ernsthaftes Problem hat, dann jenes, dass er vielleicht etwas zu humorig geraten ist. Ein Beispiel: Carter überredet die Tharks zum Schluss, mit ihm zusammen in den Krieg gegen Zodanga zu ziehen. Also brechen sie mit Sack und Pack auf und überwinden die Mauern der Stadt – nur um festzustellen, dass aufgrund der Hochzeit alle drüben in Helium sind. Prompt kriegt Carter einen Schlag gegen den Hinterkopf.
Das ist eigentlich ganz lustig, aber angesichts dieses doch etwas albernen Grundtons fällt es einem verdammt schwer, die dramatischeren Szenen ernst zu nehmen. Sowohl die Liebesgeschichte zwischen Carter und Dejah als auch das Schicksal von Helium lassen einen kalt, weil sich alle Beteiligten nicht wie Erwachsene, sondern wie Zwölfjährige aufführen. Der Krieg zwischen Zodanga und Helium fühlt sich nie wie die epische Auseinandersetzung an, die er sein soll, sondern wie das Geplänkel auf einem Schulhof.

John Carter ist kein Film für ein erwachsenes Publikum, sondern maximal ein Film für Teenager. Ein bisschen zu sehr runtergedummt, wenn man es böse ausdrücken will. Harmloses Weltraum-Abenteuer hin oder her, wenn sogar Avatar mehr emotionales Gewicht hat, läuft irgendwas verkehrt.

Diese betonte Naivität wird auch zum Problem, wenn der Film über Krieg und Tugenden spricht. Gerade angesichts der Parallelen zum Amerikanischen Bürgerkrieg, die hier gezogen werden, ist die strenge Schwarzweiss-Einteilung in Böse (Zodanga) und Gut (Helium) arg dümmlich und ideologisch fragwürdig. Und wenn der kriegsmüde Carter zum Schluss lernt, dass Krieg halt doch eine tolle Sache ist, ist das ein bisschen viel der Militär-Propaganda – was mir schon The Avengers ein wenig vergällt hat.


"John Carter" erscheint am 5. Juli neu auf DVD und Blu-ray!

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