8. August 2012, 00:00
Kolumnen
Woche 37
Marco Büsch - Ich habe eine Liste erstellt mit Leuten, die ich wieder einmal sehen möchte. Manche Treffen waren erfreulich, manche waren Begegnungen der anderen Art. Warum man gewisse Leute zurecht länger nicht gesehen hat und dann auch länger nicht mehr sehen will.
Letzten Monat habe ich eine Liste mit Leuten erstellt, die ich gerne wieder einmal treffen würde. Die Liste wurde ziemlich lang. Das kommt davon, wenn man sich aus lauter Bequemlichkeit immer nur mit den üblichen Verdächtigen trifft. Ich schickte also einen Haufen Nachrichten in die Welt hinaus, traf ein paar alte Bekannte und strich sie danach auf meiner Liste ab. Ich fühlte mich dabei wie ein Profikiller. Aber im positiven Sinne. Trotzdem habe ich aufgehört, die getroffenen Personen durchzustreichen; das wirkt so endgültig. Und ausserdem kann ich mir ja merken, wen ich getroffen habe und wen noch nicht. Ich meine, es ist schon eine lange Liste, aber so lange nun auch wieder nicht. Aber darauf will ich eigentlich gar nicht hinaus. Worauf ich hinaus will, ist eine SMS, welche ich von einer alten Freundin erhalten habe. Sie wäre derzeit zwar voll ausgebucht, würde mich aber gerne in Woche 37 treffen... In Woche 37?! Ich meine, okay, sie studiert Wirtschaftswissenschaften und war schon immer eher auf der rationalen Seite des Lebens, aber Woche 37? Bin ich ein Zahnarzttermin oder so ein verdammter Business-Lunch?! Geht’s noch? Was erlaube sich! Ich wollte eine gesalzene SMS zurück schreiben, dass ich lieber zu Hause bleiben würde, als für sie nur so ein mühsamer Fünf-Uhr-Termin zwischen dem Coiffeurbesuch und dem Abendessen zu sein. Das habe ich leider nicht getan. Stattdessen habe ich geantwortet, dass ich sie gerne im zweiten Teil der Woche 37 treffen würde. Die Stichelei zwischen den Zeilen war so subtil eingefädelt, dass ich mir selber auf die Schulter klopfen musste. Aber eigentlich hätte ich doch lieber meinen ersten Entwurf abgeschickt. Aber man weiss ja wie das ist mit den SMS: Solche Dinge kommen einem erst in den Sinn, wenn man bereits „absenden“ gedrückt hat. Nichtsdestotrotz harre ich einer Antwort: Wenn meine leichten Sticheleien gewürdigt oder zumindest verstanden wurden, werde ich mich gerne mit meiner alten Freundin treffen. Ist die Antwort aber ein weiteres Mal in einer solch unpersönlichen Form gehalten, werde ich diese Person unbesucht von meiner Liste streichen. Und mit Streichen meine ich wirklich streichen. So profikillermässig. Endgültig.
(Bildquelle: meine Wenigkeit)
na dann noch schöne ferien!